Giftschlamm könnte bald Donau erreichen
Chemieunfall: Kampf gegen die Zeit
Nach der Chemiekatastrophe in Ungarn kämpfen die Einsatzkräfte darum, die Ausbreitung des giftigen Schlamms zu verhindern. In wenigen Tagen könnte er die Donau erreichen. Die Spätfolgen für die Umwelt sind noch nicht absehbar, vor allem die im Giftschlamm enthaltenen Schwermetalle machen den Experten Sorgen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 6.10.2010
"Man müsste Leute wegschaffen"
Eigentlich müsste man die verseuchten Gebiete evakuieren, sagt Hans Mutschka, vom Österreichischen Bundesfeuerwehrverband: "Insbesondere deswegen weil dort die Versorgung der Menschen mit Wasser und Lebensmitteln nicht möglich ist." Auch wenn man die genaue Zusammensetzung des Schlamms derzeit noch nicht kennt: Der Kontakt mit dem giftigen Rotschlamm ist mit Sicherheit gefährlich, etwa wenn Personen den Schlamm aus den Häusern wegputzen, sagt Mutschka. "Zumal diese Leute wahrscheinlich keine passende Schutzbekleidung haben", sagt Mutschka.
Gips soll radioaktives Material binden
Das zweite große Problem ist die Reinigung des Wassers. Der Fluss Marcal ist nach Einschätzung von Experten bereits tot, sagt Franko Petri vom World Wildlife Fund: "Derzeit werden bereits fünf- bis sechshundert Tonnen Gips in den Fluss geschüttet, damit man das radioaktive Material binden kann. Es gibt mehrere Möglichkeiten, diese Gifte durch chemische Behandlung zu binden. Schwieriger wird es bei den Schwermetallen, da sie sich im Boden und im Wasser ansammeln und letztendlich auch in den Fischen und Vögeln. Das hat unter Umständen sehr schlimme Folgen. Dieser Giftschlamm darf auf keinen Fall die Donau erreichen, denn sonst besteht die Gefahr, dass auch weitere Flusssysteme und Naturschutzgebiete gefährdet sind. Das versuchen wir gerade zu erheben."
Regen beschleunigt Ausbreitung des Schlamms
Derzeit ist der Schlamm noch dick. Durch die Regenfälle verdünnt sich die Masse jedoch zusehends. Nach Einschätzung von Experten könnte der Giftschlamm in etwa fünf Tagen die Donau erreichen.