Wettstreit auf den Devisenmärkten

"Weltkrieg" der Währungen

Der Devisenmärkten ist heftig umkämpft. Auslöser ist die konjunkturelle Abschwächung in den USA. Mit dem amerikanischen Kurs haben Euro, Yen sowie andere Währungen rasch und deutlich an Wert zugelegt. Mittlerweile ist ein globaler Wettstreit um die günstigste Währung im Gange, manche sprechen sogar von einem "Weltkrieg" der Währungen.

Mittagsjournal, 7.10.2010

Nationen manipulieren ihre Währung

Im dritten Jahr nach der Krise scheinen die Banken gerettet, die Konjunktur auf dem Weg nach oben und die Märkte geöffnet. Offenbar ein guter Zeitpunkt, sich wieder selbst am nächsten zu sein. Das Thema Währungen wird der wichtigste Inhalt der Gespräche bei der Tagung von Weltbank und IWF. Die Japaner konzentrieren sich darauf, den Yen unattraktiv zu machen, Europa versucht sich als Garant der Stabilität. Die meisten Blicke richten sich aber auf andere: Die Amerikaner setzen derzeit darauf, möglichst viel Geld in Umlauf zu bringen und China lässt seine Währung stark unterbewertet.

Experte: "USA verhalten sich einäugig"

Der Chefanalyst der Raiffeisen Zentralbank Peter Brezinschek konstatiert ein einäugiges Verhalten der Supermacht USA, wenn sie die Zinsen im Inland nach unten treibt und gleichzeitig den Kurs des Dollar schwächt. Das ist schwer zu vereinbaren, wenn man mit ausländischem Kapital die eigenen Defizite finanziert, sagt Brezinschek: "Hier sehe ich schon Probleme kommen, dass man niedrige Zinsen und eine zu starke Währungsabwertung nicht bewerkstelligen kann. Auf der anderen Seite muss man natürlich schon fairerweise zugestehen, dass eine manipulierte Wechselkursentwicklung des Yuans auf die Dauer nicht haltbar ist und ebenfalls einen Beitrag zur Destabilisierung der Devisenmärkte führt, das haben ja auch die Europäer den Chinesen in diesen Tagen klar gemacht."

Geldpolitik soll besser koordiniert werden

Gefragt sei eine deutlich bessere Koordination der Geldpolitik, gefordert ein Einlenken in Peking und in Washington. "Es ist wichtig, dass China nicht zu einer überhasteten Währungsaufwertung gezwungen werden kann, das liegt auch gar nicht im Interesse der Amerikaner. Amerika muss sich aber auch die Frage stellen, wie lange sie die Ausweitung ihrer Geldmenge betreiben wollen, um nicht Inflationsgefahren zu schüren, die den ausländischen Anleger verschrecken", sagt Brezinschek.

"Keine große Gefahr für Euroraum"

Ein rasches Einlenken in Richtung mehr Balance ist von den Regierungen in China und den USA derzeit nicht zu erwarten. Das geschieht zum Ärger etwa von Brasilien, Indien oder Südkorea, wo die Notenbanken gefordert sind, einer Aufwertung entgegenzusteuern. Für die Wirtschaft im Euroraum sieht Peter Brezinschek noch keine große Gefahr: "Die Währungstangente kann hier eine entsprechende Bremsspur hinterlassen. Bei einem Dollar-Wechselkurs von 1,4 wird die Exportentwicklung nicht zusammenbrechen."

Weitere Euro-Aufwertung hätte negative Folgen

Wichtiger als die Währung sei, ob die Nachfrage weiter den Export unterstützt. Wie Europa versuchen aber auch die USA und China weiter ihr Glück im Außenhandel zu suchen. Steigt der Euro gegenüber dem Dollar weiter so stark, wie in den vergangenen Monaten, dann wirkt sich das negativ auf das Wachstum aus, wenn nicht der Konsum im Inland stark anzieht, meinen Experten.