Belastungsprobe chinesische Währung

Niedriger Yuan entzweit China und USA

Die chinesische Währungspolitik, sprich der niedrig gehaltene Yuan, wird immer mehr zur Belastungsprobe in den Beziehungen zwischen den USA und China. China weist diese Kritik zurück. Mit Spannung wird jetzt ein Treffen zwischen US-Präsident Obama und Premierminister Wen Jiabao am Rande der UNO-Generalversammlung erwartet.

China halte seine Währung künstlich niedrig, um die eigene Exportwirtschaft zu unterstützen. Dadurch gingen in den USA Millionen an Jobs verloren. Das ist im Kern die Kritik Washingtons. China weist diese Kritik zurück. Premierminister Wen Jiabao hat jetzt in New York vor dramatischen Folgen für sein Land gewarnt sollte der Yuan massiv aufgewertet werden. Für eine solche Aufwertung gebe es keine Basis so Wen, der heute am Rande der UNO-Generalversammlung mit US-Präsident Obama zusammentreffen wird.

Mittagsjournal, 23.09.2010

China-Bashing in den USA

Der Handel zwischen China und den USA befindet sich in Schieflage. China exportiert wesentlich mehr in die USA als umgekehrt. Allein im Monat Juli, für den die Zahlen jetzt vorliegen, beträgt das Handelsbilanzdefizit zwischen beiden Ländern rund 26 Milliarden Dollar. Für Washington liegt die Erklärung auf der Hand: China hält seine Währung künstlich niedrig, damit die Amerikaner billige chinesische Waren kaufen. Und das tun sie auch mit Begeisterung. Auch Experten halten die chinesische Währung für bis zu 40% unterbewertet.

Das alles ist an sich nichts Neues, wären da nicht die globale Wirtschaftskrise und die anstehenden Kongresswahlen in den USA. Immer mehr amerikanische Politiker machen China für die wirtschaftlichen Probleme zuhause verantwortlich. Beim Wähler kommt dieses China-Bashing gut an. Im Kongress wird über ein Maßnahmenpaket gegen Währungssünder verhandelt, das unter anderem die Verhängung von Strafzöllen für Importe vorsieht. Dass diese Maßnahmen vor allem einen, nämlich China im Visier haben, ist kein Geheimnis. Zuletzt hatten auch Finanzminister Geithner sowie Präsident Obama den Druck auf China mit deutlichen Worten erhöht.

Fronten verhärtet

Die Auseinandersetzung zwischen den Giganten wird härter. Und so wird sich Premierminister Wen Jiabao heute in New York auch einiges anhören müssen wenn er mit Präsident Obama zusammentrifft. In der Sache wird China nicht nachgeben. Das hat Premierminister Wen gestern wieder einmal klargestellt. Bei einer Rede vor einflussreichen Geschäftsleuten in New York erteilt er amerikanischen Forderungen nach einer Aufwertung der chinesischen Währung eine klare Absage. Und er skizziert was eine solche Aufwertung für sein Land bedeuten würde.

"Forderungen nach einer deutlichen Aufwertung unserer Währung haben keine Berechtigung. Würde der Yuan zwischen 20 und 40% an Wert zulegen, wie das so manche Kongressabgeordnete hier in den USA fordern, dann hätte das in China eine gigantische Pleitewelle zur Folge. Wir können uns gar nicht ausmalen wie viele Arbeiter bei uns ihren Job verlieren würden. Wie viele, die jetzt in den Städten Arbeit gefunden haben, zurück in ihre Dörfer auf dem Land müssten. In der chinesischen Gesellschaft würde es zu riesigen Turbulenzen kommen."

Peking unter großem Druck

Genau davor haben Chinas Machthaber am meisten Angst. Soziale Unruhen, die das Machtmonopol der kommunistischen Partei erschüttern könnten. Da die Inlandsnachfrage nachwievor zu gering ist halten vor allem billige Exporte Chinas Jobmotor am Laufen. Jährlich drängen Millionen Chinesen neu auf den Arbeitsmarkt. Sie mit Jobs zu versorgen wird für die Regierung eine immer größere Herausforderung. Vor allem auch, weil die nächste Runde im Wettkampf der Billiglohnländer längst eröffnet ist und Jobs aus China schon wieder an Nachbarländer mit noch geringerem Lohnniveau verloren gehen.

Die eigene Landeswährung billig zu halten ist für China damit derzeit auch die einzige Option solange die Inlandsnachfrage nicht deutlich anzieht. China hat klare Interessen, verfolgt diese zielstrebig, nimmt dabei internationale Kritik in Kauf. Und demonstriert damit vor allem auch eines: wachsendes Selbstbewusstsein.