Ein Kumpel nach dem anderen

Chile: Rettungsaktion läuft reibungslos

Die Rettungsaktion für die 33 seit Anfang August verschütteten Bergleute verläuft bisher ohne Probleme. Annähernd im Stundentakt werden die Kumpel aus der Tiefe geholt und mit Jubelrufen empfangen. Familienangehörige, hunderte Journalisten und der chilenische Präsident Sebastian Pinera empfangen die Männer.

"Zwischen Euphorie und Anspannung"

ORF-Reporter Tim Cupal berichtet im Mittagsjournal am 13.10.2010 direkt vom Bergwerk in Chile.

Wartungspause

Nach kurzer Begrüßung und Umarmungen werden die geretteten Männer auf einer Trage zur medizinischen Untersuchung ins Feldlazarett gebracht. Ihre Augen sind mit Sonnenbrillen vor dem Scheinwerferlicht - in Chile war zu Beginn der Rettungsaktion noch Nacht - geschützt. Nach dem sechsten Geretteten wurde eine kurze Pause eingelegt, um an der Erdoberfläche den Rettungslift zu warten. Die Spezialisten befürchten, dass trotz des bisher planmäßigen Ablaufs die Seilwinde heißlaufen oder die Rettungskabine durch Steinschlag beschädigt werden könnte.

Geretteter "will sich ändern"

Als Fünfter war der jüngste Kumpel, der 19-jährige Jimmy Sanchez, nach oben geholt worden. Der Vater eines vier Monate alten Mädchens hielt beim Ausstieg aus der Rettungskapsel "Phoenix" die blaue Fahne seines Lieblingsfußballvereins Universidad de Chile in der Hand. Gott habe wohl gewollt, dass er noch am Leben bleibe, sagte er bewegt. Vielleicht, damit er sich ändere. Und genau das wolle er tun. Er habe viel nachgedacht und danke Gott für seine Tochter.

MIttagsjournal, 13.10.2010

Der zweite Gerettete, Mario Sepulveda, war besonders guter Laune und sofort bereit zu erzählen, wie er die Rettung nach 68 Tagen in der Mine erlebt hat.

Emotionale Rede Pineras

Als erster Kumpel war Florencio Avalos nach 69 Tagen aus rund 700 Meter Tiefe gerettet. Kurz nach Mitternacht (Ortszeit) heulten Sirenen, um den erfolgreichen Beginn der vorauissichtlich 36-stündigen Bergungsaktion zu verkünden. Der chilenische Präsident Sebastian Pinera und seine Frau schwenkten kleine bolivianische Flaggen. Pinera hielt nach der Ankunft von Avalos eine emotionale Rede. Er beschrieb, wie schön es sei, Avalos' Söhne ihren Vater begrüßen zu sehen, insbesondere den kleinen Bairon. Er versprach eine komplette Reform der Bergbaubranche, einen besseren Schutz der Bergleute und strengere Sicherheitsrichtlinien.

MIttagsjournal, 13.10.2010

Vorarbeiter als erster und letzter

Avalos war vor dem Einsturz am 5. August der zweite Vorarbeiter nach Luis Urzua. Urzua wird vermutlich als Letzter geborgen - seiner Führung soll es zu verdanken sein, dass die Bergleute zweieinhalb Wochen mit Notfallrationen überlebten, die für 48 Stunden gedacht waren.