Mindestens sechs Tote und 17 Verletzte

Terroristen stürmen Parlament in Tschetschenien

Auf das Parlament der russischen Teilrepublik Tschetschenien wurde Dienstagfrüh ein Anschlag verübt. Nach offiziellen Angaben haben die Sicherheitskräfte alle Angreifer getötet. Das Motiv der Tat ist vorerst noch unklar. Bei den Tätern könnte es sich sowohl um Unabhängigkeitskämpfer, als auch um Rivalen des tschetschenischen Präsidenten Ramsan Kadyrow handeln.

Mittagsjournal, 19.10.2010

Parlamentspräsident offenbar Ziel des Anschlages

Dienstagfrüh um 8:30 Uhr Ortszeit stürmten Bewaffnete das Gebäude des Lokalparlaments in der tschetschenischen Hauptstadt Grozny. Die Männer versuchten zum Büro des Parlamentspräsidenten Dukuwach Abdurachmanow vorzudringen. Im Gebäude kam es zu einer Schießerei, dabei wurden mehrere Sicherheitsbeamte getötet. Zeitweise war auch von einer Geiselnahme die Rede. Nachrichtenagenturen meldeten zudem, die Angreifer hätten Explosionen ausgelöst.

Alle Angreifer wurden getötet

Der tschetschenische Präsident Ramsan Kadyrow war schon kurz nach der Attacke am Einsatzort und leitete den Gegenschlag der Sicherheitskräfte. Auch der russische Innenminister Raschid Nurgalijew ist derzeit in Grozny. Schließlich meldeten die Nachrichtenagenturen den Tod aller Angreifer, die Leitung des Parlaments und alle Abgeordneten konnten mit gepanzerten Fahrzeugen in Sicherheit gebracht werden, berichtete das Staatsfernsehen. Die Opferzahl unter den Sicherheitskräften ist noch unklar. Das Gebäude wird nun auf versteckte Sprengkörper untersucht.

Motiv unklar

Das tschetschenische Lokalparlament tagt im Gebäude des früheren tschetschenischen Landwirtschaftsministeriums. Das gesamte Gelände ist stark gesichert und wird rund um die Uhr bewacht. Das Fahrzeug mit den Angreifern sei vermutlich unbemerkt in einer Kolonne mit den Autos der Abgeordneten auf das Gelände gelangt, sagte der Sprecher der Ermittlungsbehörden, Wladimir Markin.

Über die Täter lassen sich nur Vermutungen anstellen: Islamistische Separatisten, die für ein Kaukasus-Emirat kämpfen kommen dabei ebenso in Frage wie kriminelle Banden, die mit dem von Russland eingesetzten Präsidenten Ramsan Kadyrow um Einfluss in der Kaukasusrepublik kämpfen. Moskau hat zwar schon lange den Sieg über die Separatisten erklärt, trotzdem kommt es immer wieder zu Anschlägen in Tschetschenien und den angrenzenden Republiken Inguschetien und Dagestan.

Tschetschenien ist Russlands Unruheherd

Wladimir Putin ist es gelungen, Teile der Bevölkerung auf die Seite Russlands zu ziehen und eine moskautreue Führung zu installieren. Erfolge hat die russische Politik vorzuweisen, wenn es darum geht, den Separatisten die Ressourcen aus dem Ölgeschäft zu entziehen und den einstmals florierenden Waffenhandel zu unterbinden. Die immer wieder aufflammenden Gewalttaten und Anschläge lassen sich damit allerdings nicht verhindern.