Elke Krystufek

8. April 2017, 21:58

"Vor einigen Jahren im ORF hat ein unbekannter Künstler Folgendes von sich gegeben: 'Der Stein spricht'", erzählt Elke Krystufek. "Angesichts des Steins kann sich der ORF aber nicht mehr erinnern, dass der Stein spricht. Der Stein muss erklärt werden. Und eine upgedatete Bio abliefern, die aber nach Belieben gekürzt werden kann. Steine haben also gewisse Vorrechte gegenüber Künstler/innen. Ihre Biografie erschließt sich nur den Geolog/innen. Ist adäquat kodiert. Der Stein schweigt glücklich vor sich hin. Vorrecht des Steins. Ein unerklärtes Kunstwerk ist unerhört. Gehört gehört."

"Wo der Stein steht, gibt es kein Fernsehen", so Krystufek weiter. "Nur mündliche Überlieferungen. Wo der Stein geht, gibt es wahrscheinlich ausreichend Staub, damit die Videokameras beschädigt werden. Keine Handymasten und keinen Internetzugang. Ärgert sich das Fernsehen, wenn es nicht gesehen wird? Radio hören war irgendwann einmal poetisch, andrerseits fahre ich nicht Auto. Auf dem Kamel kommt das Radio schlecht, denn dann wird das Kamel nervös. Der Stein aber nicht.

Die Frage ist, ob Steine wie dieser auch zerbrochen werden können. Die Buddhisten haben sich noch am wenigsten aufgeregt, als die Buddha-Statuen zerstört wurden. Ein eigenes Kunstwerk lässt sich zerreißen, ein fremdes aber nicht. Das ist Ethik. Millionen schreibende Männer versuchen immer wieder, mir zu widersprechen. Bei Frauen ist das anders. Ein Stein im Frauenblick. Und was heißt qimma? Das kann man ja nachschauen. Frau nachschauen. Dann ist das Internet doch wieder gut. Alles nachschauen. qimma. Auf Österreichisch: gemma. Nein, nicht wirklich. Wir amüsieren uns über das Aggressionspotenzial des Österreichischen. Auch mein ägyptischer Gesprächspartner erzählt mir, dass er in Österreich schnell etwas Beleidigendes auf Österreichisch gelernt hat. Ich habe in Ägypten nichts Beleidigendes auf Arabisch gelernt. Vielleicht liegt das aber an mir."