Härtere Zeiten auch für pflegende Angehörige
Budget: Kinder zu haben wird teuer
Das Budgetpaket für das kommende Jahr ist geschnürt - neues Geld holt sich der Bund primär über die Bankenabgabe und die Erhöhung der Mineralölsteuer, Ausgaben senken will er vor allem im Bereich Soziales. Werden die Pläne so, wie sie jetzt auf dem Tisch liegen, Realität, dann brechen besonders für Familien wieder härtere Zeiten an.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 25.10.2010
Kinder zu haben wird teuer
Für Familien mit Kindern könnte es richtig teuer werden. Zum einen, weil Wahlzuckerl aus 2008 wieder wegfallen, zum anderen, weil auch schon jahrzehntelang gewährte Vergünstigungen gestrichen werden.
"13. Kinderbeihilfe" nur noch 100 Euro
Da wäre einmal die sogenannte 13. Familienbeihilfe. 2008 erst eingeführt, bisher also dreimal für alle Kinder ausbezahlt, wird sie nun eingeschränkt: Nur noch für Schulkinder zwischen 6 und 15 werden in Zukunft einmal jährlich 100 Euro zugeschossen, quasi als Anschaffungshilfe für den Schulbeginn. Bisher konnte die 13. Familienbeihilfe auch wesentlich höher ausfallen, weil sie gestaffelt nach dem Alter und inklusive eventuellem Mehrkindzuschlag gezahlt wurde.
Kinderbeihilfe: Eltern von Studierenden besonders betroffen
Noch schmerzlicher werden die Einschnitte bei der regulären Familienbeihilfe werden, und zwar vor allem für Eltern mit studierenden Kindern. Denn diese bekommen die Familienbeihilfe nur noch bis 24, nicht wie bisher bis maximal 26 Jahre, und das summiert sich. Geht es doch um rund 150 Euro monatlich, die da zwei Jahre lang wegfallen. Dasselbe gilt auch für arbeitsuchende Jugendliche zwischen 18 und 21, auch sie sollen die Familienbeihilfe nicht mehr bekommen.
Ohne Kinder kein Alleinverdienerabsetzbetrag
Dass auch der Alleinverdienerabsetzbetrag für kinderlose Paare gestrichen wird, also für eine mittlerweile eher seltene Familienkonstellation, bei der klassischerweise der Mann verdient und die Frau nicht berufstätig ist, dürfte vor allem für ältere Paare ins Gewicht fallen. Es geht um 364 Euro jährlich.
Pflegende Angehörige werden belastet
Familien, die sich um pflegebedürftige Angehörige kümmern, werden ebenfalls zur Kasse gebeten: Der Zugang zu den Pflegestufen eins und zwei wird erschwert, das heißt, die Zahl der nachzuweisenden Pflegebedarfsstunden angehoben. Auf 60 statt bisher 50 für Stufe eins, auf 85 statt 75 in Stufe zwei. Wer statt bisher Stufe zwei dann nur noch Pflegegeld für Stufe eins erhält, fällt immerhin um 130 Euro monatlich um. Das wird rund 14.000 Menschen betreffen, 10.000 werden vorerst gar kein Pflegegeld mehr beziehen können.
Hacklerpension: Zugang erschwert
Und sollte jemand sich schon darauf freuen, demnächst die Hacklerpension in Anspruch zu nehmen, aber noch ein paar Beitragsmonate zu wenig haben, die mittels Nachkauf von Schulzeiten erworben werden sollen, dann wird auch das teurer: Bisher kostete ein Monat Schulzeit 312 Euro, ein Studienmonat 624 Euro. Ab nächstem Jahr sind für jedes Monat satte 937 Euro zu bezahlen. Ab 2014 wird es diese Nachkaufmöglichkeit dann für die Hacklerpension gar nicht mehr geben, das heißt, dass nur noch echte Beitragszeiten, keine sogenannten Ersatzzeiten mehr zur Erlangung der Hacklerpension gelten. Der Nachkauf von Ausbildungszeiten kann dann nur noch die Pensionshöhe steigern, so wie bei allen anderen Pensionsformen auch.
Benzin: Vier Cent mehr
So gut wie jeden Haushalt treffen wird die Erhöhung der Mineralölsteuer. Verfügt die Familie über einen Mittelklassewagen und legt pro Jahr um die 15.000 Kilometer zurück, dann sind das an die 60 Euro zusätzlich pro Jahr mehr. Für Benzinfahrzeuge kostet der Liter vier Cent mehr, beim Diesel sind fünf Cent pro Liter mehr zu zahlen, exklusive Mehrwertsteuer. Dient das Fahrzeug zum Pendeln werden die Mehrausgaben an der Tankstelle ein wenig gedämpft. Die Pauschale steigt um fünf Prozent.
Frächter mit Samthandschuhen behandelt
Besonders Rücksicht genommen hat die Regierung wegen der höheren Mineralölsteuer auf die Frächter. Die KfZ-Abgabe für LKW wird um 30 Prozent reduziert.
Wer sich im kommenden Jahr ein Kfz zulegt, den erwartet neben höheren Benzin- und Dieselpreisen auch ein höherer C02-Zuschlag. Die Normverbrauchsabgabe für Autos mit hohem Schadstoffausstoß steigt.
Flugreisen teurer
Plant eine Familie den Urlaub ohne Auto aber mit dem Flugzeug, dann heißt es ebenfalls tiefer in die Tasche greifen. Pro Person und Flug soll die Reise Richtung Amerika, nach Afrika oder Asien bis zu 40 Euro mehr kosten. Innerhalb Europas beträgt das Plus acht Euro.
35 Cent mehr pro Zigarettenschachtel
Ein Raucher in der Familie hilft ebenfalls das Haushaltsbudget weiter zu reduzieren. Bis zu 35 Cent kostet nach den Regierungsplänen eine Schachtel Zigaretten mehr. Bei einer Packung pro Tag summiert sich das im Jahr auf annähernd 130 Euro.
Kranksein wird teuer
Auch das Kranksein hat gute Chancen teurer zu werden. Sinken die staatlichen Zuschüsse zur Sanierung der Krankenkassen von 100 Millionen auf 40 Millionen, dann ist ein höherer Selbstbehalt bei den Rezeptgebühren wohl unausweichlich.
Aktiengewinne besteuert
Wer sich entschließt Geld in Aktien zu investieren, der wird künftig weniger Gewinn machen, wenn er denn einen macht. Der Staat streicht die steuerliche Begünstigung komplett, Aktiengewinne werden wie alle anderen Sparformen mit 25 Prozent Kapitalertragssteuer belastet. Bei 10.000 Euro Differenz zwischen Kauf und Verkaufspreis bleiben somit nur noch 7.500 Euro Reingewinn übrig.
Indirekte Folgekosten zusätzlich
In den ganzen Rechenbeispielen nicht berücksichtigt sind die indirekten Folgekosten des Sparpakets, wie etwa Waren aufgrund der Treibstoffpreiserhöhung teurer werden oder Kontoführungsgebühren, weil Banken eine Abgabe zu zahlen haben.
Mittagsjournal, 25.10.2010
Grüne und BZÖ gegen Familienmaßnahmen
Die Grünen und das BZÖ kritisieren das Budget heftig: Vor allem die Einsparungen bei den Familien und den Studierenden seien ein Sparen am falschen Platz.