Ökologisches Bauen mehr gefragt

China wird grüner

China ist für Europäer höchst ambivalent: ebenso attraktiv wegen seines rasanten Wirtschaftswachsums wie problematisch in Menschenrechtsfragen. Nun lässt der aktuelle Fünf-Jahres-Plan aufhorchen, der mit ambitioniert grünen Richtlinien überrascht.

Mittagsjournal, 25.10.2010

Investitionen in alternative Energien

Allein aufgrund der Größe Chinas ist es für die ganze Welt von großer Bedeutung, wie sich 1,3 Mrd. Chinesen in Umweltfragen verhalten. Der Vizeminister für Wissenschaft und Technologie Cao Jianlin zu den ehrgeizigen Zielen: "Wir werden den CO2-Ausstoß um 45 Prozent in Relation zu 2005 senken, in Solar-, Wind- und Atomenergie investieren und unsere Wälder um 20 Prozent aufforsten", sagt der Vizeminister.

Das klingt gut. Nur: 45 Prozent wovon? Aus dem Jahr 2005 sind kaum Statistiken vorhanden. Das war dieser Tage bei einem Symposium der Österreichischen Außenwirtschaft in Hongkong zu erfahren, bei dem der Ökoaspekt in der chinesischen Architektur diskutiert wurde.

Konsequente Umsetzung der Ziele

Trotzdem, der Ehrgeiz ist vorhanden und wird ohne Rücksicht auf Verluste umgesetzt, wie Knut Wimberger von der Wirtschaftskammer Österreich erklärt: "Die letzte Weisung besagt, dass alle Gebäude, die vor 1999 gebaut wurden, bis 2020 abgerissen werden müssen, wenn sie den neuen Energiestandards nicht entsprechen."

Das könnte eine Tragödie für die einzelnen Hausbesitzer werden. Für die CO2-Reduktion wäre es ein Fortschritt. Bei allen Nachteilen der zentralistischen Planwirtschaft muss man sagen: Sie ermöglicht eine konsequente Umsetzung der geplanten Ziele. Und das ist zumindest für den Rest der Welt und die Natur von Vorteil. Immerhin werden derzeit noch 70 Prozent der Energie des 1,3-Mrd.-Volkes aus Kohle gewonnen. Die Umstellung auf erneuerbare Energien soll so rasch wie möglich erfolgen.

Österreichisches Architektur-Know-how gefragt

Auch in der Verkehrstechnologie pusht China: Was Hochgeschwindigkeitsstrecken betrifft, ist China Weltmeister: Hier gibt es schon ein Schienennetz von 100.000 Kilometern, auf dem die Züge über 200 Stundenkilometer fahren können. Und in fünf Jahren sollen kostengünstige chinesische Elektroautos die Weltmärkte überschwemmen.

Auch im Bereich der Architektur hat China großes Interesse, westliches Know-how einzukaufen. Stefan Beck vom österreichischen Architekturbüro Baumschlager/Eberle macht nun schon das siebente Bauprojekt in China und meint zum Thema nachhaltig Bauen: "Der Ansatz ist da, dass sie etwas verändern wollen."

China zeigt großes Interesse an österreichischen Architekten, die sich mit Umwelttechnologien auseinandersetzen. Und: Es bietet jede Menge bedeutender Bauaufgaben im ganzen Land. Nicht nur in Shanghai, auch in Szenzhen, das rasant expandiert, um mit Hongkong zusammenzuwachsen. Oder in Hongkong selbst, wo ein neues Kulturareal samt Museum und Konzerthalle gebaut wird.