Ex-Präsident hatte Fäden in der Hand

Argentinien bestürzt nach Tod Kirchners

Argentinien trauert um Ex-Präsident Nestor Kirchner. Er ist am Mittwoch im Alter von 60 Jahren an einem Herzinfarkt gestorben. Auf Kirchner war vor drei Jahren seine Frau Cristina Fernandez Kirchner gefolgt, doch Nestor Kirchner hielt weiter die politische Fäden in der Hand und hatte offenbar gute Chancen, neuerlich Staatsoberhaupt zu werden. Sein früher Tod kam für alle überraschend.

Mittagsjournal, 28.10.2010

Schock sitzt tief

Kaum berichteten die Medien in Argentinien über den Tod des ehemaligen Präsidenten Nestor Kirchner, versammelten sich zahlreiche Argentinier vor dem Regierungsgebäude. Der Schock über die Nachricht stand Ihnen ins Gesicht geschrieben.

Mit gebrochener Stimme schwärmt Mario von Nestor Kirchner: "Venimos porque se ha ido un companero, se ha ido un patriota, se ha ido un hombre que hizo que la Argentina se volviera a poner de pie, un hombre que es un lider argentino, lider latinoamericano, un hombre que hizo que el pais recuperara la dignedad que tuvo el coraje de bajar el cuadro de unos asasinos, el cuadro de Videla, que tuvo el coraje de traer a las abuelas de la plaza de Mayo a la casa de gobierno, que pudo desendeudarnos un verdadera militante popular, el hombre mas importante de ahora desde el General Peron." (Wir sind hier, weil ein großer Patriot von uns gegangen ist, ein Mann, der Argentinien wieder auf die Beine gestellt hat und dem Land seine Würde zurückgegeben hat, ein wichtiger Anführer für Argentinien und für die Region, der den Mut hatte, das Bild des Diktators Videla abhängen zu lassen, und die Großmütter der Plaza de Mayo in den Präsidentenpalast einzuladen. Der den Mut hatte uns von unseren monetären Schulden zu befreien. Ein Mann des Volkes, der wichtigste Argentiniens seit Juan Domingo Perón.)

Zog Land aus der Krise

Mit nur 22,2% der Wahlstimmen zog Nestor Kirchner 2003 bereits nach dem ersten Wahlgang in den Präsidentenpalast ein. Argentinien kämpfte damals mit den Folgen der schwersten Wirtschaftskrise seiner Geschichte. Der "Pinguin", wie der unbekannte Politiker aus Patagonien genannt wurde, setzte Grenzen und weigerte sich länger die Vorgaben internationaler Finanzinstitutionen zu befolgen. Er konzentrierte sich auf eine Politik der Reindustrialisierung seines Landes.

Sein engster südamerikanischer Verbündeter war Venezuelas Staatspräsident Hugo Chavez: "Desde la primera vez que nos conocimos el dia de su posession el primer abrazo, la primera conversacion con Fidel, la misma noche nos quedamos hasta tarda recuerdo, fue conversando y despues de pocos meses me recuerdo me llama pero era para nosotros un desconocido un incognita en cuanto al rumbo que iba a darle el nuevo gobierno argentino Nestor." (Als wir uns kennenlernten, am Tag seiner Amtseinführung führten wir bis spät in die Nacht gemeinsam mit Fidel Castro etliche Gespräche. Ich erinnere mich, dass ich einige Monate später einen Anruf von ihm erhielt. Aber für mich war er nach wie vor ein Unbekannter, wir wussten nicht, welche politische Richtung die neue Regierung von Nestor einschlagen werde.)

Populist

Nestor Kirchner war ein Populist, der einen polarisierenden Politikstil hatte und den Ruf, keinen Widerspruch zu dulden. In den letzten 15 Monaten führte er einen offenen Krieg gegen die großen Zeitungen des Landes, die kritisch über die Regierung seiner Frau Cristina Fernandez de Kirchner berichteten. In einer Rede im Juni diesen Jahres kündigte er an, dass die Ära-Kirchner noch lange anhalten werde.: "Estamos profundizando el cambio, estamos profundizando la transformacion y nos preparamos para los anos que vienen para seguir profundizando, para seguir cambiando, para seguir corrigiendo errores, nadie es perfecto." ( Wir sind dabei den politischen Wandel weiter zu vertiefen und zu garantieren und bereiten uns auf die nächsten Jahre vor, in denen wir diesen Prozess fortsetzen und Dinge verbessern werden und Fehler beheben, denn keiner ist perfekt.)

Machtvakuum

Durch den Tod von Nestor Kirchner ist ein Machtvakuum entstanden. Während Cristina Kirchner seit 2007 die Regierungsgeschäfte nach außen hin führte, war es immer noch ihr Mann der im Hintergrund die entscheidenden Fäden zog. Als Paar, so wurde spekuliert, wollten die Kirchners sich bei den Wahlen 2011 als Präsidentin und Vizepräsident aufstellen lassen.

Auch Nachbarländer bestürzt

Der Schock über den Verlust, des argentinischen Politikers ist auch in den Nachbarländern groß. So verhängten Brasilien und Venezuela drei Tage Staatstrauer. Der Analyst Rosendo Fraga unterstreicht noch einmal die Bedeutung des Todes von Nestor Kirchner: "Kirchner era ocupando una funccion internacional era el secretario general de la UNASUR que es la Union de los paises Suramericano. Evidentemente, quien era el lider politico del oficialismo y toda esta repercussion internacional en realidad esta reaccionando como si fuera el presidente en ejercicio que ha fallecido esto de alguna medida refleja, el papel, el poder la influencia que tenia Nestor Kirchner en el poder y las decisiones en el gobierno." (Kirchner hatte eine wichtige internationale politische Rolle als Vorsitzender der UNASUR, der südamerikanischen Staatengemeinschaft. Er war ganz klar die Leitfigur der Regierungspolitik und die internationalen Reaktionen entsprechen denen, wenn ein Staatspräsident verstorben ist und spiegeln genau die Rolle die er als Entscheidungsträger in der Regierung hatte.)

Herausforderung für Präsidentin

Das politische Panorama Argentiniens hat sich seit dem Tod von Nestor Kirchner drastisch verändert. Viele neue Politiker, die sich bisher nicht den mächtigen Kirchnerismus in den Weg stellen wollten, könnten nun motiviert sein, diesen Schritt zu wagen. Bleibt abzuwarten, wie Cristina Fernandez de Kirchner diesen politischen Verlust verkraften wird.