Brasilien nach der Ära Lula
Kräutler: Armut ist kein Schicksal
Kein überragend gutes Zeugnis stellt der aus Österreich stammende Bischof Erwin Kräutler in der Ö1 Reihe "Im Journal zu Gast" dem scheidenden brasilianischen Präsidenten Lula da Silva aus. Kräutler lebt seit 1965 in Brasilien und setzt sich dort für die Rechte der Indigenen Bevölkerung ein - wofür er heuer mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet wird.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 30.10.2010
Bischof Kräutler im Ö1 Mittagsjournal zu Gast bei Johannes Kaup
Lula hat Hunger nicht besiegt
Die Anstrengungen von Präsident Lula da Silva erkennt Bischof Erwin Kräutler nur zum Teil an. Die Strategie Lebensmittel an die armen Menschen in Brasilien zu verteilen, sei falsch gelaufen. Viel notwendiger wäre es gewesen, Arbeitsplätze zu schaffen und die Agrarreform durchzuführen.
Armut ist kein Schicksal, Armut ist gemacht. Es gebe immer jemanden, der Verantwortung dafür trage. Die indigene Bevölkerung in Brasilien sei von Grund und Boden vertrieben worden. Gegen diese Strukturen trete er an, so Kräutler
Geehrt mit Alternativem Nobelpreis
Erwin Kräutler hat in den Jahren seines Wirkens zahlreiche humanitäre Projekte initiiert: Dazu zählen der Hausbau für Arme Landarbeiterfamilien, die Gründung zahlreicher Schulen, ein Mutter-Kind-Haus für Schwangere und Alleinerziehende Mütter, Krankenstationen für Menschen ohne Sozialversicherung, sowie Rechtshilfe für Campesinos beim Streit um Landrechte.
In den letzten Jahren ist Bischof Erwin Kräutler als Gegner des größten Südamerikanischen Staudamm-Projekts, des Belo-Monte-Damms, aufgetreten. Das Projekt am Xingu-Fluss bedroht den Lebensraum von 30.000 Indigenen, die umgesiedelt werden müssten. Anfang Oktober wurde bekannt gegeben, dass Bischof Erwin Kräutler der Alternative Nobelpreis am 6.Dezember 2010 in schwedischen Reichstag verliehen werden soll.
Einsatz für Indigene Bevölkerung
Der 1939 in Koblach/Vorarlberg geborene Bischof Erwin Kräutler, gilt als der bedeutendste Verteidiger der Menschenrechte der Indigenen Völker Brasiliens. Erwin Kräutler wurde 1965 zum katholischen Priester geweiht. Im selben Jahr wurde er von seinem Orden der Missionare vom Kostbaren Blut nach Brasilien entsandt. 1980 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Bischof der größten brasilianischen Diözese Xingu, ein Jahr erfolgte die Bischofsweihe. 2006 wurde er Präsident des Indianermissionsrates CIMI. Kräutler ist es maßgeblich zu verdanken, dass der Schutz der Menschenrechte der Indigenen Völker in die brasilianische Verfassung aufgenommen wurde