Kongresswahl: Mobilisierung bis zuletzt

Demokraten droht Niederlage

In den USA geht mit den Kongresswahlen am Dienstag ein Wahlkampf zu Ende, für den die Parteien und ihnen nahestehende Gruppen umgerechnet fast drei Milliarden Euro ausgegeben haben. Bis zuletzt haben Demokraten und Republikaner noch versucht, ihre Anhänger zu den Wahlurnen zu bringen. Die Demokraten gehen mit äußerst geringen Erwartungen in die Wahl.

Wahlkampffinale in den USA

Morgenjournal, 02.11.2010
Thomas Frank

Republikaner siegesgewiss

"Seid Ihr bereit für den Tsunami, fragt der Moderator sein republikanisches Publikum im Bundesstaat Ohio", wo John Boehner, der republikanische Oppositionschef im Repräsentantenhaus auf Wahlkampftour ist. Tsunami, Erdbeben, Erdrutsch. Die Republikaner suchen schon nach passenden Beschreibungen für den sicher scheinenden Wahlsieg.

Senatspräsident wackelt

Kurz vor der Wahl wollen die Republikaner noch einmal den Zorn entfachen, der sich bei vielen Wählern während der Wirtschaftskrise aufgestaut hat. So auch in Arizona, wo Harry Reid seinen Sitz im Senat und damit auch das Amt des Senatspräsidenten verlieren könnte. Sharon Angle, die es mit Hilfe der "Tea Party"-Bewegung auf den Wahlzettel geschafft hat, setzt auf die Unterstützung von John McCain. "Wir werden Harry aus seinem Penthouse im Ritz-Carlton werfen und ihn in seinen Heimatort nach Searchlight zurückschicken."

Verweis auf Erfolge

Unterdessen versucht Vizepräsident Joe Biden den Wählern noch einmal in Erinnerung zu rufen, welche Erfolge die Demokraten in den vergangenen zwei Jahren zustande gebracht haben. "Wir kommen langsam aus diesem schrecklichen Schlammassel heraus, das uns die Republikaner hinterlassen haben. Wir schaffen Jobs, wir machen studieren für die Mittelklasse wieder leistbar, wir bringen den Forschungsmotor auf Touren."

Ringen um Wähler

Präsident Obama war am Wochenende noch im mittleren Westen unterwegs, einer Region, wo die Demokraten besonders hohe Verluste befürchten: "Ihr müsst weiterkämpfen, ihr müsst an den Wandel glauben. Ihr müsst an Türen klopfen und mit Euren Nachbarn und Freunden reden", appelliert Obama. Der Präsident weiß, wenn auch noch seine Wähler von 2008 aus Enttäuschung zu Hause bleiben, dann wird es wirklich ein Tsunami.

Was steht zur Wahl?

Morgenjournal, 02.11.2010

Thema für Politsatire

Starmoderatorin Katie Couric macht sich schon fast lustig über die dramatischen Beschreibungen der Niederlage, die den Demokraten von so vielen in den USA vorhergesagt wird. "Bei all dem Gerede über Tsunamis, Flut- und Druckwellen weiß ich gar nicht, ob ich jetzt einen politischen Bericht sehe oder eine Wettervorhersage", sagt Couric. - Nur um selbst eine Flutwelle herandräuen zu sehen.

Abstimmung über Vieles

Die Zahlen: Gewählt und abgestimmt wird am Dienstag in den meisten der 50 US-Bundesstaaten; angefangen mit Tausenden Bürgermeistern und Sheriffs über Dutzende Volksinitiativen - zu Abgasvorschriften zum Beispiel oder zur Legalisierung von Cannabis -, über 37 Gouverneursposten bis hin zum großen bundespolitischen Preis, dem Kongress. Alle 435 Mandate des Repräsentantenhauses werden neu gewählt, außerdem 37 der 100 Sitze im Senat.

Wechseln die Wechselwähler?

Die Demokraten werden da wie dort Sitze verlieren. Mit dem Repräsentantenhaus halten sich die Meinungsforscher gar nicht mehr auf. 39 zusätzliche Mandate brauchen die Republikaner für die Mehrheit, 50 haben sie angeblich schon sicher - vielleicht auch 60 oder noch mehr. Wie hat es Katie Couric genannt - unter Hinweis darauf, dass die Wechselwähler zu den Republikanern streben? Eine Flutwelle. Auf die Wechselwähler zählt auch John Boehner, der Fraktionsvorsitzende der Republikaner. "So ist das, wenn die Wähler etwas anderes wollen und der Wahltag kommt", meint Boehner schon triumphierend.

Hoffnung für Senat

Ein wenig anders verhält es sich mit dem Senat. Auch dort werden die Demokraten Sitze verlieren, eine Handvoll wahrscheinlich, aber die Mehrheit möglicherweise verteidigen können. Zumindest wenn in den Wahlzellen verfängt, wozu Präsident Barack Obama die eigenen Parteigänger gedrängt hat. Mobilisieren, mobilisieren, mobilisieren.