Verfehlte Asylpolitik

Amnesty-Kritik an EU

Der Europachef von Amnesty International, Nicolas Beger, kritisiert heftig die aktuelle Asyl- und Flüchtlingspolitik der EU. Die Union schotte sich ab, anstatt in die Integration von Menschen zu investieren. Mit Sorge beobachtet Beger die Zunahme rassistischer Aussagen in Europa.

"Bereicherung auf dem Rücken anderer Kontinente"

Der Europachef von Amnesty International, Nicolas Beger, im Mittagsjournal-Interview vom 08.11.2010 mit

Griechische Zustände "menschenunwürdig"

Beger fordert im Ö1-Mittagsjkournal-Interview den Stopp aller Abschiebungen von Asylwerbern nach Griechenland. "Die Zustände dort sind menschenunwürdig". Zugleich sollten aber die anderen Länder Solidarität zeigen und ebenfalls Menschen aufnehmen.

Auf Kosten der Ärmsten

Die EU lagere ihre Verantwortung komplett aus, kritisiert Beger. Länder, die die Flüchtlingskonvention nicht unterzeichnet hätten wie Libyen, würden dazu gedrängt, Flüchtlinge an der Weiterreise nach Europa zu hindern. Dabei wäre diese Abschottung nach Ansicht des Amnesty-Vertreters gar nicht notwendig. Denn die EU nehme immer weniger Menschen auf - im Gegensatz zu politischen Aussagen. Im internationalen Vergleich sei es auch ein minimaler Anteil der Flüchtlinge, den die EU aufnimmt. Den größten Teil übernehme der ärmste Kontinent Afrika. "Hier geht es vor allem darum, auf dem Rücken anderer Kontinente reich zu werden."

"Balance stimmt nicht"

Beger fordert von der EU eine echte Migrationspolitik und das Ende der Kriminalisierung von Migranten. Für den Schutz der Grenzen werde neun Mal mehr ausgegeben als für die Integration von Menschen. "Da stimmt die Balance nicht." Als besorgniserregend betrachtet der Amnesty-Vertreter in Europa "einen ganz scharfen Anstieg xenophober und rassistischer Kommentare und der Salonfähigkeit dieser Kommentare".

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