Nostalgische Rede in Indonesien

Obama: Kampf gegen Terror, nicht Islam

US-Präsident Barack Obama hat seinen Besuch in Indonesien mit einer Rede in der Universität von Jakarta abgeschlossen. Er lobte Indonesien für seine Fortschritte in der Demokratie und für seine religiöse Toleranz. Und weil Obama in Indonesien vier Jahre seiner Kindheit verbracht hat, war es auch eine sehr persönliche Rede.

Morgenjournal, 10.11.2010

"Indonesien ist ein Teil von mir"

Barack Obama ist ein guter Redner. Vor zwei Jahren begeisterte er die Amerikaner, vor 17 Monaten erwarb er Respekt und Sympathie mit seiner Rede an die muslimische Welt in Kairo. Aber Mittwochnacht hatte Obama sein echtes Heimspiel vor einer begeisterten Menge in der Universität von Jakarta: "Indonesien ist ein Teil von mir", begann Obama seine Rede und erzählte von Kindertagen in einem kleinen Haus mit einem Mangobaum davor. Es habe keine befestigten Straßen und keine Auto gegeben, erinnerte sich Obama und staunte darüber, wie sich das Land in 40 Jahren verändert hat. Er bezeichnete Indonesien als Beispielland für wirtschaftliche Entwicklung, aufkeimende Demokratie und für religiöse Toleranz.

Kampf gegen Terror, nicht Islam

Die USA und Indonesien hätten eines gemeinsam, nämlich dass Hunderte Millionen sehr verschiedene Menschen unter einer Flagge zusammenleben können. Und er übersetzte das lateinische Motto der USA, "e pluribus unum" - Einheit aus Vielfalt - auf Indonesisch. Obama lobte Indonesien für seine Anstrengungen gegen den islamistischen Terror und betonte erneut, dass die USA nicht gegen den Islam kämpfen: "Wir alle müssen gegen Al Kaida zusammenarbeiten. Sie haben keine Berechtigung, sich als Führer der großen Weltreligion Islam hinzustellen."

Zukunft zum gegenseitigen Nutzen

Er wolle die Beziehung Amerikas zu den muslimischen Ländern auf neue Beine stellen, aber es werde eine Zeit dauern, Missverständnisse und Misstrauen zu überwinden, sagte Obama. Indonesien sei ein willkommener Partner für die USA auch in wirtschaftlicher Hinsicht. Auch da gebe es noch viel zu tun, sagte Obama, aber mit gutem Willen könnten die beiden Länder die Zukunft zum gegenseitigen Nutzen gestalten. Die Indonesier, die an den Fernsehgeräten die Rede verfolgten, hat Obama jedenfalls überzeugt. Allerdings nicht mit politischen Aussagen: Sie waren begeistert, dass er sich an die landestypische Suppe Bakso erinnerte.

Auch Fischer in Indonesien

Bundespräsident Heinz Fischer befindet sich gleichzeitig mit US-Präsident Obama auf Staatsbesuch in der indonesischen Hauptstadt Jakarta. Es ist ein Zufall, die beiden Präsidenten haben getrennte Programme und begegnen einander nicht. Obama hat den Schwerpunkt seines Besuchs in Jakarta - wie schon vor 15 Monaten in Kairo - auf eine Entspannungspolitik der muslimischen Welt gegenüber gelegt. Präsident Fischer hat ein etwas anderes Programm. Bei seinem Besuch geht es vorrangig um Wirtschaftsbeziehungen.

Mittagsjournal, 10.11.2010

Aus Jakarta, Andreas Pfeiffer