Zum Monat der Fotografie

Salon 15

Unter dem Titel "Salon 15" bespielt anlässlich des Monats der Fotografie fotoK - neben Friedl Kubelka und der Angewandten eine von Wiens wichtigen Ausbildungsstätten für künstlerische Fotografie - gleich eine ganze Gasse im 15. Wiener Gemeindebezirk.

"Quais" als eigenes Festival innerhalb von "Eyes On" wird die Reindorfgasse, mit ihren vielen Theatern auch früher als der "Broadway von Fünfhaus" bezeichnet, zum Salon erklärt.

Räume und Flächen, wie etwa leer stehende Geschäftslokale werden dabei temporär verändert und dienen über 70 vornehmlich jüngeren Fotokünstlern als Ausstellungsfläche und bieten einen umfassenden Einblick in aktuelle Positionen der Fotografie.

Kulturjournal, 12.11.2010

Lebendiges Spektrum

Vom alten Beisl bis zur Zoohandlung, vom ehemaligen Bettwarengeschäft bis zum Elektrogroßhandel reicht der Bogen der 18 meist abgenutzten Räumlichkeiten des Salons in der Reindorfgasse zwischen Mariahilfer- und Sechshauserstraße. Sogar ein neuer buddhistischer Tempel wird bespielt. Der künstlerische Bogen reicht dabei von der klassischen analogen Straßenfotografie bis zur Fotoinstallation.

Dabei haben Susanne Jakszus, Pascal Petignat, Martin Scholz-Jakszus, das Team von fotoK, gänzlich ohne kuratorische Einschränkung Foto-Künstler zur Teilnahme eingeladen um das erstaunlich breite und lebendige Spektrum der Sparte abzubilden.

Foto K bietet als private Institution abseits von Veranstaltungen wie dieser einen dreijährigen Lehrgang für künstlerische Fotografie an und schafft damit eine Basis für eine professionelle Laufbahn als Foto-Künstler.

Norm- und tatsächliche Größen

In den Salonräumen in der Reindorfgasse werden oft die so vielfältigen künstlerischen Ansätze sehr kontrastreich präsentiert. Wir beginnen unseren Rundgang in einem ehemaligen Raumausstattungsladen, in dem nichts beschönt wurde. Auf vergilbten Tapeten zwischen heraushängenden Steckdosen finden sich ebenso Reportage-artige Fotografien wie perfekt inszenierte. Alles andere als ein klassischer White Cube, der in Wahrheit das Seine zur Wirkung der Arbeiten beiträgt. In dieser Szenerie entsteht somit eine ganz eigene Lebendigkeit.

Ein Beispiel: Zum Stichwort Mode präsentiert der Wiener Medienkünstler Gerald Zahn eine Serie großformatiger Eyecatcher. Unter dem Titel "Small, Medium Large" beschäftigt er sich mit den Normgrößen, die sich in den globalen Modehäusern durchgesetzt haben, die aber tatsächlich nur einem sehr geringen Prozentsatz wirklich gut passen. Die Protagonisten der Fotoserie "S, M und L" verbildlichen diesen Umstand, indem sie selbst gewählte Kleidungsstücke garantiert unpassend präsentieren - und zwar nicht angezogen, sondern einfach über den nackten Körper gelegt.

Als Leiterin des Salons freut sich Susanne Jakszus nicht zuletzt auch darüber, dass künstlerische Aktionen wie diese, dass also der Salon in der Reindorfgasse von vielen jetzt schon als erstes Zeichen für einen bevorstehenden SOHO-Effekt, ähnlich jener Entwicklung im Grätzl um den Brunnemarkt im 16. Bezirk gewertet wird.

Das ganze Spektrum auf kleinem Raum

Einzig ein Ausstellungsort in der Reindorfgasse ist tatsächlich eine echte Off-Galerie. Im sogenannten Nada-Lokal präsentiert der Schweizer Daniel Zimmermann spannende Installationen, bei denen er sich der dreidimensionalen Stereoskopie bedient - zum Beispiel eine leere Matratze, auf der beim Blick durch das Stereoskop ein Hund erscheint.

Diese eigentümliche Beschäftigung mit dem Thema Vergänglichkeit entstand eigentlich, um eine einstige temporäre Landschaftsinstallation aus Holz auf Wunsch der Geldgeber zu verewigen und zu dokumentieren. Inzwischen hat sich die Idee weiterentwickelt.

Der Salon 15, sozusagen als eigenständiges Festival innerhalb des Monats der Fotografie erspart allen Interessierten, die sich einen echten Überblick über Wiens Fotoszene verschaffen wollen, die Reise quer durch alle Bezirke. Denn auf dem kleinen Spaziergang durch die Reindorfgasse begegnet jedem das ganz Spektrum an spannenden Ausstellungsorten.

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