Zentralbankchef zuversichtlich
Iren dürften Hilfe anfordern
Irland dürfte den Euro-Schutzschirm doch in Anspruch nehmen. Vor dem Beginn von Finanzverhandlungen in Dublin äußerte sich der irische Zentralbankchef zuversichtlich, dass die Gespräche erfolgreich verlaufen und die irische Regierung einen Kredit akzeptieren werde. Noch gibt es aber weiterhin keine offizielle Hilfe-Anforderung der Iren.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 18.11.2010
Hilfe steht bereit
Hauptschauplatz der möglichen Milliardenkredite für Irland ist heute Dublin. Vertreter des Landes sowie Experten der EU, der Europäischen Zentralbank (EZB) und des Internationalen Währungsfonds (IWF) starten in der Metropole ihre Verhandlungen über ein Hilfspaket. Gestern haben die EU-Finanzminister bereits klargestellt, dass es die Unterstützung für Irland gibt, wenn sie gebraucht wird. Bleibt die Frage, ob, und wenn ja, wann das Land unter den 750-Milliarden-Euro-Schirm der Union schlüpfen will.
Loch größer als angenommen
Irland wehrt sich gegen allzu strenge Auflagen für die benötigte internationale Finanzhilfe. Die Regierung befürchtet unter anderem, dass sie als Gegenleistung für die Hilfsgelder die Steuern anheben muss. Gerade die niedrigen Abgaben für Unternehmen stören so manchen EU-Staat. Trotzdem deutet sich an, dass sich Irland unterstützen lässt, denn die Löcher im Bankensektor sind deutlich größer als noch im Sommer angenommen. Auch darum wird es gehen, wenn die Vertreter von EU, EZB und IWF in Dublin eintreffen.
Zentralbankchef erwartet Kredit
Der Chef der irischen Zentralbank, Patrick Honohan, kann sich Unterstützung zumindest vorstellen. Er erwarte, dass die irische Regierung in Kürze einen "sehr beträchtlichen Kredit" akzeptieren werde. Er geht davon aus, dass die Verhandlungen "zielführend" verlaufen werden, und dass ein Kredit vereinbart und zur Verfügung gestellt werde.
Selbsthilfe braucht vor allem Zeit
Der Druck des Marktes ist hoch analysiert Jörn Lange von Raiffeisen Research die Lage im Nordwesten des Euroraums. Irland werde nicht darum herum kommen, sich helfen zu lassen, schon allein um die Ansteckungsgefahr zu reduzieren. Was Irland zur Selbsthilfe bei den Banken fehlt, das sei trotz eines Haushaltsdefizits von gut 30 Prozent primär genug Zeit. Irland habe es schon einmal geschafft, eine hohe Verschuldung mit guter Wirtschaftsleistung abzuarbeiten. Der Markt müsse ihnen nur die Zeit dafür geben, so Lange.
Nur noch Frage von Tagen
Lange rechnet damit, dass es nur noch wenige Tage dauern wird, bis eine Lösung für Irland und damit eine für die Banken des Landes auf dem Tisch liegt. Wie groß der Kredit- und Haftungsbedarf sein wird, das will der Experte der Raiffeisen Research nicht abschätzen, es dürften ein paar Dutzend Milliarden sein. Unklar sind auch noch die Konditionen für die Refinanzierung - erwartet werden fünf Prozent, wie bei der Finanzhilfe für Griechenland.