Finanzgipfel in Frankfurt

Irland-Krise: Sorge um den Euro

Der drohende Finanzkollaps Irlands geht auf waghalsige Immobiliengeschäfte irischer Banken zurück. Der irische Staat musste für diese Banken bürgen und halste sich damit eine Riesenlast für sein Budget auf. Jetzt sieht es so aus, als werde Europa bald für Irland einstehen müssen, auch um die Stabilität des Euro zu retten. Parallel dazu wächst auch die Sorge um die Stabilität des US-Dollar.

Mittagsjournal, 19.11.2010

Bernanke verteidigt US-Kurs

Seinem Ruf als Finanzzentrum kann Frankfurt heute voll und ganz gerecht werden. In einer Reihe von Veranstaltungen treten hier die wichtigsten Finanzleute und Notenbanker der Welt auf, versuchen, ihre jeweilige Sicht der Dinge zu präsentieren. Ben Bernanke, Chef der US- Notenbank ist hier, als Gast der europäischen Zentralbank und verteidigt die amerikanische Entscheidung, auch durch das Drucken von sehr viel Geld der Krise entgegen zu arbeiten. Hohe Arbeitslosigkeit und lahmende Konjunktur hätten keinen anderen Weg erlaubt, sagt Bernanke, der mit seinen Ausführungen hier in Frankfurt auf besonders skeptische Ohren stößt.

Europa in Irland gefordert

Die europäische Zentralbank hat sich immer eher einer Politik des knappen Geldes verpflichtet gesehen, aber auch dabei steht sie jetzt von einer fundamentalen Problem. Sie hat rund ein Viertel ihrer gesamten flüssigen Mittel derzeit an Irland verborgt, das in einer akuten Geldklemme steckt. Jetzt soll die Europäische Union einspringen und Krisenhilfe für Irland beschließen, falls Irland bereit ist, diese Hilfe auch anzunehmen. Noch zögert das Land, weil Europa auch mit Auflagen mitreden will, wenn es Geld für Irland gibt, aber beim europäischen Bankenkongress, der heute auch hier in Frankfurt tagt, herrscht weitgehender Konsens darüber, dass Irland kaum eine andere Wahl hat.

Griechisches Problem anders gelagert

Auf der Bühne sitzt einer, der das irische Szenario schon durchlebt und durchlitten hat, George Papaconstantinou, der griechische Finanzminister. Man muss die beiden Fälle unterscheiden, sagt Papaconstantinou, Irland ist durch sein Bankensystem in diese Lage gekommen, in unserem Fall waren es die öffentlichen Finanzen.

Staatshilfe hinterfragen

Das Ergebnis ist leider in beiden Fällen unbefriedigend, denn, egal ob öffentliche oder private Misswirtschaft, geradestehen muss am Ende die Öffentlichkeit, die große Masse europäischer Steuerzahler in diesem Fall. Kurz bringt der EU-Experte Daniel Gros hier beim Bankenkongress die Frage ins Spiel, ob man nicht auch Banken, in diesem Fall irische, in die Pleite schicken oder zur Kasse bitten hätte können, ob Staaten nicht zu voreilig sind, wenn sie stets für alles garantieren.

Aber hier in der Bankenrunde herrscht Konsens, dass größere Bankenpleiten nun einmal ein unkalkulierbares Risiko für Europas finanzielles Gefüge bedeuten würden, keine gute Nachricht für die leidgeprüften Steuerzahler. Am Ende landet doch wieder alles bei ihnen.

Anleger immer nervöser

Kann man wenigstens für die Zukunft verhindern, dass jedes Risiko an den Staaten hängen bleibt? In Deutschland versuchen Kanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Wolfgang Schäuble ein Modell auszuarbeiten, wonach in Zukunft auch private Anleger Geld verlieren könnten, wenn sie riskante Staatsanleihen aus dem Euro-Raum kaufen. Schäuble hält auch hier in Frankfurt daran fest.

Aber bisher hat dieser Plan nur dazu geführt, dass nervöse Anleger Irland und Portugal in immer größere Schwierigkeiten gebracht haben. Keine gemeinsame Steuer- und Wirtschaftspolitik, aber eine gemeinsame Währung, aus diesem grundsätzlichen Dilemma der Eurozone findet sich auch hier kein einfacher Ausweg.