Kein Widerstand der Belegschaftsvertretung
ÖBB: Betriebsrat trägt Sanierung mit
ÖBB-Chef Christian Kern hat ein hartes Sanierungsprogramm für die Güterverkehrstochter Rail Cargo angekündigt. Außerdem will er 400 Millionen Euro vom Eigentümer, dem Bund. Unterstützung bekommt Kern von Verkehrsministerin Doris Bures (SPÖ), und auch den Betriebsrat hat er an seiner Seite.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 25.11.2010
"Auftrag an den Betriebsrat"
Der bekannt streitbare Betriebsratschef der ÖBB, Wilhelm Haberzettl, gibt sich heute bewusst kooperativ. ÖBB-Chef Christian Kern hat ihn am Abend als Verbündeten auf dem harten Weg zur Sanierung der Güterverkehrstochter Rail Cargo bezeichnet. Auch Haberzettl selbst sieht sich als Verbündeter des Konzernchefs, wie er im Ö1-Interview sagt. Schließlich sei das "im tiefsten Interesse der betroffenen Beschäftigten und damit auch ein Auftrag an den Betriebsrat".
Gemeinsam gestalten statt Konflikt
Dass Maßnahmen notwendig seien, sei klar, so Haberzettl. Wie die Rail Cargo wieder auf einen erfolgreichen Weg gebracht werden könne, darüber werde man aber in den nächsten Wochen verhandeln. Mit Widerstand seitens der Gewerkschaft muss ÖBB-Chef Kern vorerst aber nicht rechnen. Er will "den Wert auf gemeinsame Gestaltung legen und nicht auf Konflikt."
Verständnis für Personalmaßnahmen
Auch der geplante Abbau von 150 Leasing-Mitarbeitern und die Versetzung von 650 Mitarbeitern in übrige Bereiche der ÖBB regen Haberzettl nicht wirklich auf: "Unter Berücksichtigung der sozialen Komponente und auch der Anforderung an das Unternehmen, Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen zu finanzieren und zu setzen, glaube ich, dass die Aufgabe zu schaffen ist."
Politik darf Geld geben
Kämpferischer gibt sich der Bahn-Gewerkschaftschef in Richtung Politik, deren Zurufe in den letzten Monaten nicht hilfreich gewesen seien: "Wenn sich die Politik jetzt einmischt, braucht sie nur Geld hergeben, dann ist sie hilfreich. Sonst würde ich mir wünschen, dass sie sich heraushält."
Bures: Kapital für Wachstum
ÖBB-Chef Kern will ja mit dem Finanzministerium über einen Zuschuss von 400 Millionen Euro vom Eigentümer, dem Bund, zur Sanierung der Rail Cargo verhandeln. Unterstützt wird er dabei von Verkehrsministerin Bures. Es brauche beides, sagt Bures, einen konsequenten Sanierungskurs, aber auch starkes Eigenkapital, um Wachstumsstrategien zu entwickeln. Ein Sprecher des Finanzministeriums sagt dazu, es liege noch keine Anfrage von Kern vor, man könne das daher auch noch nicht kommentieren.
Die ÖBB-Güterverkehrstochter Rail Cargo wird heuer wie berichtet bis zu 300 Millionen Euro Verlust machen.