In Affäre um Insiderhandel
Prominente Rückendeckung für Ruttenstorfer
Der im Verdacht des Insiderhandels stehende OMV-Chef Ruttenstorfer bekommt jetzt Unterstützung von Managerkollegen: In einem offenen Brief in etlichen Tageszeitungen des Landes nehmen sie den OMV-Boss in Schutz - man kenne ihn als verantwortungsvollen und persönlich integren Manager. Gutachten würden belegen, dass Ruttenstorfer völlig korrekt gehandelt hat.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 02.12.2010
Unterschrieben von 27 Spitzenmanagern
Es ist ein ungewöhnlicher Schritt, zu dem sich gleich 27 heimische Spitzenmanager entschlossen haben. Sie nehmen den OMV-Chef im Verfahren wegen Insiderhandels in Schutz. In einem offenen Brief schreiben sie, Ruttenstorfer genieße ihre volle Unterstützung und Solidarität. Darüber hinaus gebe es Anlass zur Sorge, dass durch das Verfahren der Kauf von Aktien des eigenen Unternehmens in Misskredit gebracht wird.
Vorwurf Insiderwissen
Der OMV-Chef hat ja am 23. März des Vorjahres OMV-Aktien im Wert von über 600.000 Euro gekauft, und zwar im Rahmen seines Bonus-Programms. Eine Woche später ist der Wert dieser Aktien deutlich gestiegen. Der Grund: die OMV hat überraschend ihre Anteile an der ungarischen MOL verkauft. Für die Staatsanwaltschaft und die Finanzmarktaufsicht besteht daher der Verdacht, dass Ruttenstorfer über Insiderinformationen verfügt hat, als er die Aktien gekauft hat. Der OMV-Chef selbst bestreitet das, und hat immer betont, korrekt gehandelt zu haben.
Androsch, Haselsteiner, u.a.
Davon gehen auch die Unterzeichner des offenen Briefes aus. Darunter sind VOEST-Generaldirektor Wolfgang Eder, Bank-Austria Chef Willibald Cernko, Raiffeisen-Generaldirektor Walter Rothensteiner, und der Industrielle Hannes Androsch. Dieser sagt auf die Frage, warum er unterschrieben hat: weil es seine Überzeugung sei in Kenntnis der Person Ruttenstorfer. Offensichtlich gebe es seitens der Justiz keine große Kenntnis der automatischen Abläufe solcher Käufe. Die Justiz habe überreagiert, so Androsch.
Auch STRABAG-Chef Hans Peter Haselsteiner findet, die Justiz habe überzogen reagiert: man hätte aufgrund der Faktenlage auf eine Anklage verzichten können.
Es gibt aber auch Spitzenmanager, die diesen Brief nicht unterschreiben wollten - zu den Gründen wollten sie nichts sagen.
Wer hat bezahlt?
Unklar ist, von wem die Initiative für den offenen Brief ausgegangen ist. Angeblich soll die Industriellenvereinigung und eine Gruppe Industrieller die Initiative ergriffen haben. Die IV wiederum bestreitet das, und sagt, die Initiative sei von Unternehmern unter Einbindung der OMV selbst ausgegangen. Sowohl die OMV als auch die Industriellenvereinigung sagen, sie hätten die Anzeigen nicht bezahlt. OMV-Chef Ruttenstorfer freue sich jedenfalls über die Unterstützung, sagt eine Sprecherin. Die Staatsanwaltschaft und die Finanzmarktaufsicht wollen zum offenen Brief keine Stellungnahme abgeben.