Kräutler erhält Alternativen Nobelpreis
Einsatz unter Lebensgefahr
Der austro-brasilianische Bischof Erwin Kräutler ist einer von vier Preisträgern, die heute Abend im Schwedischen Reichstag den "Right Livelihood Award" verliehen bekommen. Der im deutschen Sprachraum als "Alternativer Nobelpreise" bezeichnete Award wurde 1980 von Jakob von Uexküll gegründet.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 06.12.2010
Kräutler wird für seinen Mut ausgezeichnet
Die heute Abend im Stockholmer Parlament stattfindende Verleihung des Alternativen Nobelpreises an Bischof Erwin Kräutler hat politische Signalwirkung. Denn Kräutler wurde wegen seines Einsatz für die Indigenen Völker Brasiliens und den Schutz des Regenwaldes wiederholt mit dem Tod bedroht. Jakob von Uexküll, der Gründer des Right Livelihood Awards, hofft, dass der Preis für Kräutler Schutzwirkung hat. Der Preis sei für Mut und persönlichen Einsatz. Er habe seine Arbeit seit Jahren verfolgt.
Kampf gegen Kraftwerksprojekt
An der Spitze von Umweltgruppen und Wissenschaftlern kämpft Bischof Kräutler seit Jahren gegen ein geplantes Mega-Kraftwerks-Projekt, den Belo-Monte-Damm. Dieser gefährdet den Lebensraum von 30.000 Indigenen, denen Vertreibung und Umsiedlung droht. Ein Drittel der Stadt Altamira, würde durch den drittgrößten Staudamm der Welt überflutet. Kräutler: "Kann man von einer sauberen Energie reden, wenn man 100.000 Menschen praktisch in Mitleidenschaft zieht? Die Bevölkerung hätte in öffentlichen Anhörungen gefragt werden müssen."
"Todesstoß ins Herz Amazonien"
Belo Monte ist für Bischof Kräutler der „Todesstoß ins Herz Amazoniens“. Denn die lokale Bevölkerung hätte nichts davon. Nutznießer seien vielmehr transnationale Großkonzerne, die mit billigem Strom und Wasser Aluminium- und Zellulosewerke errichten wollen, sowie die Agrarindustrie in Trockengebieten. Zu einem großen Profiteur könnte auch das steirische Anlagenbau-Unternehmen Andritz werden: Andritz-Chef Wolfgang Leitner bestätigte bei einer Pressekonferenz, ein Angebot zur technischen Ausstattung für das Milliardenprojekt gelegt zu haben. Dagegen protestiert nicht nur Bischof Kräutler, sondern auch Jakob von Uexküll, scharf. "Das ist skandalös."
Demonstration vor Andritz AG
Am Montag Vormittag haben mehrere Katholische Organisationen und Umweltschutzgruppen vor dem Firmengebäude der Andritz AG in Wien demonstriert. Ob das steirische Unternehmen weiterhin an der geplanten Belo-Monte-Beteiligung festhalten wird, bleibt abzuwarten.