Nicht nur SPÖ sieht Änderungsbedarf
Stipendien: WIFO für Reform
In der SPÖ mehren sich Stimmen, man könne bei den Studiengebühren flexibel sein, unter der Voraussetzung, dass mit Stipendien mehr soziale Härten vermieden werden. Aber auch Experten sehen bei den Stipendien Änderungsbedarf: Jürgen Janger vom Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) ist für eine grundlegende Reform.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 14.12.2010
Studenten oft berufstätig
Dass die Studienbeihilfen verbessert werden müssen, dafür sieht auch WIFO-Experte Anzeichen, nämlich die hohe Rate der Berufstätigen unter den Studenten: 60 Prozent der Studierenden arbeiten während des Semesters, 45 Prozent sogar 20 Stunden pro Woche. "Das ist doch ein Anzeichen, dass der Ausbau und die Dotierung der Stipendien im internationalen Vergleich noch zu verbessern wären", so Janger.
Kreditsystem wäre gerechter
Im OECD-Vergleich sei Österreich jedenfalls unter den Ländern mit vergleichsweise wenig Studierenden und auch geringen Studienbeihilfen, so Janger. Besser wäre ein Darlehenssystem, schlägt der Wirtschaftsforscher vor: Das Studium ist für alle kostenlos, beginnt man nach dem Studium zu arbeiten und überschreitet eine gewisse Einkommensgrenze, zahlt man dem Staat die Kosten für das Studium teilweise und in Raten zurück. Das wäre sozial gerechter, meint Jürgen Janger.
Viele Bedingungen
Um für das Studium eine finanzielle Unterstützung vom Staat zu bekommen, muss man derzeit einige Voraussetzungen erfüllen: Man muss aus Österreich sein, man muss gut studieren, sprich man darf die Mindeststudiendauer um nicht mehr als ein Semester überschreiten, und man muss sozial bedürftig sein.
Wer sozial bedürftig ist, das wird allerdings nach einem komplizierten Schlüssel berechnet. Ausschlaggebend ist nicht nur das Einkommen der Eltern, sondern auch das des Studenten oder der Studentin, falls er oder sie nebenbei arbeitet, außerdem der Familienstand und die Größe der Familie.
Maximal 680 Euro
Entscheidend für die Höhe einer Studienbeihilfe ist auch, ob der Student zu Hause bei den Eltern wohnen kann oder eine Wohnung näher bei der Universität braucht. Aus all diesen Faktoren wird berechnet, ob jemand eine Studienbeihilfe erhält und wie viel. Maximal 680 Euro im Monat sind möglich. Im vergangenen Studienjahr hat rund ein Fünftel der Studierenden ein Stipendium zuerkannt bekommen, knapp 190 Millionen Euro hat der Staat dafür ausgegeben.
SPÖ für Reform
In der SPÖ mehren sich nun die Stimmen, die eine Reform dieses Systems als Voraussetzung fordern, um über die Einführung von Studiengebühren überhaupt zu reden. Man müsse das System völlig neu organisieren, sagt etwa der Wiener Bürgermeister Michael Häupl, auch Bundesgeschäftsführer Günther Kräuter fordert eine Optimierung. Der steirische Landeshauptmann Franz Voves will ein sozial treffsichereres System, Wissenschaftssprecherin Andrea Kuntzl ist mit den Stipendien schon lange unzufrieden. Was man sich unter einer Optimierung genau vorstellt, das will freilich noch niemand in der SPÖ beantworten. Dazu werden jetzt einmal intern Modelle überlegt, heißt es da zum Beispiel aus dem Büro von Unterrichtsministerin Claudia Schmied.