Furcht vor US-Anklage

Assange: Frei, aber in Angst

Nach tagelangem juristischen Gezerre ist Wikileaks-Chef Julian Assange gegen Kaution aus britischer Haft entlassen worden. Der 39-Jährige äußert allerdings den Verdacht, dass in den USA eine Anklage gegen ihn vorbereitet werde. Die australische Polizei stellte unterdessen ihre Ermittlungen gegen die Internet-Enthüllungsplattform ein.

Morgenjournal, 17.12.2010

Abwarten auf Landsitz

WikiLeaks-Chef Julian Assange ist frei – nun zumindest auf Kaution und unter strengen Auflagen, aber er kann den Ausgang seines Auslieferungsverfahrens bei einem wohlhabenden Freund in dessen Landhaus in England abwarten. Eine wesentliche Verbesserung im Vergleich zur Einzelhaft im Wandsworth Gefängnis, das noch aus der viktorianischen Zeit stammt. Schweden wirft dem Aufdecker Chef sexuelle Vergehen vor. Assange und seine Unterstützer halten die Vorwürfe gegen ihn für einen Vorwand der USA, um ihn wegen der politischen Enthüllungen von WikiLeaks kaltzustellen. Die USA sagen wiederum man beobachte das Gerichtsverfahren in Großbritannien aus der Ferne und habe damit nichts zu tun.

Assange im BBC-Interview

Mittagsjournal, 17.12.2010

Gerüchte: Anklage in USA

Julian Assange sagt in einem ersten Interview nach seiner Freilassung, er habe "Gerüchte" von seinen Anwälten gehört, wonach in den USA eine Anklage gegen ihn vorbereitet werde. Assange verbringt die nächste Zeit auf dem Landsitz eines Freundes. Das Auslieferungsverfahren beginnt im Jänner, seine Anwälte werden versuchen besondere Umstände gegen eine Auslieferung geltend zu machen, der WikiLeaks Chef würde politisch verfolgt, wie sie das allerdings belegen wollen ist eine andere Frage. Der Kampf vor Gericht geht jetzt erst los.

Ermittlungen in Australien eingestellt

Die australische Polizei hat ihre Ermittlungen gegen die Internet-Enthüllungsplattform Wikileaks eingestellt. Die Veröffentlichung von Depeschen der US-Diplomatie verstoße nicht gegen australisches Recht, teilte die Polizei mit. Australiens Justizminister Robert McClelland erklärte, die Regierung bleibe weiterhin besorgt über die "unautorisierte und unverantwortliche Verbreitung von Geheimmaterial". Da die veröffentlichten Dokumente jedoch der US-Diplomatie entstammten, sei die US-Justiz zuständig.

"Kein substanzieller Schaden"

Die US-Außenpolitik ist durch die Enthüllungen von Wikileaks nach Einschätzung von US-Vizepräsident Joe Biden nicht tiefgreifend beschädigt worden. "Ich denke nicht, dass substanzieller Schaden entstanden ist", sagte Biden in einem am Donnerstag ausgestrahlten Interview mit dem Sender MSNBC. Einige der veröffentlichten Depeschen seien "peinlich", keine von ihnen treffe jedoch den Kern der Beziehungen und veranlasse ein anderes Land zu der Aussage, "'Sie haben uns angelogen, wir vertrauen ihnen nicht, sie gehen nicht ehrlich mit uns um'".

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