"Märkte warten auf den großen Durchbruch"
Trotz Gipfelbeschluss: Irland abgestuft
Der EU-Gipfelbeschluss, den Euro-Schutzschirm permanent zu machen, hat die Finanzmärkte offenbar wenig beeindruckt. Die Ratingagentur Moody's hat den hoch verschuldeten EU-Staat Irland in seiner Kreditwürdigkeit gleich um fünf Stufen herabgesetzt. Die Erklärung von Experten: Die Märkte warten noch immer auf den großen Durchbruch.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 17.12.2010
Längerfristige Entwicklung
Mit dem EU-Gipfel selbst habe die Herabstufung Irlands durch die Ratingagentur Moody's nichts zu tun, sagt Peter Brezinschek, Chefanalyst der Raiffeisen Zentralbank. Ratingagenturen hätten oft einen mehrwöchigen Beurteilungsprozess. Da würden aktuelle Ereignisse wie der EU-Gipfel oder die gestrige Entscheidung des Internationalen Währungsfonds, Irland als Teil eines 85 Milliarden Euro-Hilfspakets einen Kredit von über 22 Milliarden Euro zu genehmigen, oft nicht mehr berücksichtigt.
Auch positive Aussagen
Brezinschek weist darauf hin, dass die Ratingagentur Moody's auch positive Aussagen über die wirtschaftliche Entwicklung Irlands getroffen habe. So werde darauf verwiesen, dass es Irland auch in der Vergangenheit, etwa in den 1980er Jahren, schon geschafft habe, hohe Verschuldung abzubauen. "Die Zuversicht ist auch bei Moody's vorhanden, dass es die Iren aus eigener Kraft schaffen können, wenn der politische Wille da ist."
Zudem betont Brezinschek, dass Irland im Vergleich zu anderen hoch verschuldeten Euro-Staaten wirtschaftlich sehr gut dastehe. Wenn das Bankenproblem saniert sei, dann werde Irland wieder ein wettbewerbsfähiges EU-Mitglied sein - im Gegensatz zu Griechenland oder Portugal, mit Abstrichen auch Spanien und Italien.
Teufelskreis aus Abstufung und Verteuerung
Irland könne sich bis Juni 2011 problemlos finanzieren, die längerfristige Finanzierung am Kapitalmarkt - etwa über 5- bis 10-jährige Anleihen - werde für Irland aber bedingt durch die Abstufung teurer, räumt Brezinschek ein. Das sieht auch Analyst Michael Rottmann von der BankAustria-Mutter Unicredit so und ergänzt: Die Abstufung Irlands könnte weitere Kreise ziehen, auf den Finanzmärkten für schlechte Stimmung sorgen und damit auch andere finanzschwache EU-Staaten unter Druck bringen - "ein Teufelskreislauf" sei da in Gang gekommen, sagt Rottmann.
Märkte warten auf großen Durchbruch
Der EU-Gipfel in Brüssel liefert für Rottmann inhaltlich zu wenig neue Details, um die Finanzmärkte dauerhaft zu beruhigen. Die Staats- und Regierungschefs hätten zwar den Stabilitätsmechanismus auf den Weg gebracht, der ab 2013 greifen sollte. "Allerdings gab es noch keine weiteren Details. Und auf den Finanzmärkten wartet man immer noch auf den großen Durchbruch auf dem Weg nach noch mehr Integration im Euroraum." Um dauerhaft für Ruhe auf den Finanzmärkten zu sorgen, werden also wohl noch weitere politische Schritte notwendig sein.