Weniger Atomwaffen, mehr Kontrolle

Was ist der START-Vertrag?

Russland und die USA haben im sogenannten START-Vertrag eine nukleare Abrüstung vereinbart. Die Abkürzung START steht für Strategic Arms Reduction Treaty, auf Deutsch: Vertrag zur Verringerung der strategischen Nuklearwaffen. Es hat schon mehrere START-Verträge gegeben. Der neue Vertrag sieht eine starke Reduzierung der erlaubten Atomarsenale der beiden Supermächte vor.

Mittagsjournal, 23.12.2010

Weniger atomare Sprengköpfe

Der neue START-Vertrag ist der umfassendste atomare Abrüstungsvertrag seit zwei Jahrzehnten. Die Wichtigsten Punkte: Die Zahl der stationierten nuklearen Sprengköpfe sollen sowohl für die USA, als auch für Russland innerhalb der nächsten sieben Jahre reduziert werden. Zur Zeit verfügen beide Länder über je 2.200 Sprengköpfe. In sieben Jahren sollten es nur noch 1.550 sein.

Weniger Trägersysteme, also Raketen

Die Trägersysteme für Atomwaffen werden ebenfalls beschränkt. 700 für jede Seite, 800 in Ausnahmefällen. Ausnahmefälle sind zum Beispiel wenn ein Atom-U-Boot ausläuft, um ein anderes abzulösen. Dann sind vorübergehend mehr Sprengköpfe im Umlauf. Das ist aber zeitlich begrenzt.

Genauere gegenseitige Kontrollen

Was ebenfalls neu ist, ist das Kontrollsystem. Ein System zur gegenseitigen Überwachung des Waffenarsenals des anderen. Im ersten START-Vertrag konnten die beiden Länder zwar die stationierten Sprengköpfe kontrollieren, aber nicht die, die auf Lager waren. Das soll sich ändern. Im neuen START-Vertrag sind unter anderem gegenseitige Kontrollbesuche vorgesehen. Diese ermöglichen den Streitkräften der USA und Russlands sich regelmässig ein Bild von den Nuklearwaffen der anderen Seite zu machen. Natürlich ist diese Kontrolle nicht perfekt, aber das Ziel ist es Ängste abzubauen und das wird damit erreicht.

Vertrag dient der Vertrauensbildung

Ohnehin diene der Neue START-Vertrag eher der Vertrauensbildung, als der tatsächlichen Abrüstung. Während die USA in den kommenden sieben Jahren immerhin etwa 30 Prozent ihrer atomaren Sprengköpfe vernichten müssten, würde sich für Russland wohl kaum etwas ändern.

Russische Waffen veraltet

Weil die russischen Streitkräfte in den vergangenen Jahren nicht in der Lage gewesen seien, ihr Nuklearwaffenarsenal zu modernisieren, verfügten sie bereits jetzt nur noch über die im Neuen START-Vertrag genehmigte Zahl einsatzfähiger Atomwaffen. Die USA hingegen werden eine reale Reduzierung von etwa 30 Prozent ihrer Atomwaffen durchführen müssen.

Mittagsjournal, 23.12.2010

Rückkehr zur vertraglichen Kontrolle

Universitätsprofessor Gerhard Mangott, von der Universität Innsbruck betont im Ö1-Interview, dass der START-Vertrag inhaltlich kein großer Schritt sei. Wichtig sei allerdings, dass die großen Mächte wieder zur vertraglichen Rüstungskontrolle zurückgekehrt seien.

Vorläufig nicht mehr Abrüstung

Viel weiter werden sich die USA aber nicht abrüsten, ist Mangott überzeugt. Die USA würden sich ja auch gegen Staaten wie China, den Iran oder Korea verteidigen wollen.
Die Kontrolle sei weniger intensiv, als im START-1-Vertrag. Allerdings betont der Experte, seien weniger Kontrollbesuche besser, als gar keine Kontrollbesuche.

Vorteile für beide Seiten

Für Mangott profitieren beide Staaten von dem Vertrag. Für Russland sei es besonders bedeutsam, dass die Trägersysteme, also die Raketen, reduziert würden. Warum? Weil Russland bereits heute weniger Trägersysteme habe.
Für die USA sei es ein Erfolg, dass es keinen direkten Zusammenhang zwischen den strategischen Offensivwaffen und einem möglichen zukünftigen Raktenschild in Europa gebe.