Ballettpremiere an der Staatsoper

Hommage an Jiri Kylián

Am 9. Jänner 2011 gibt es an der Wiener Staatsoper die erste Ballettpremiere des neuen Jahres: "Schritte und Spuren" ist eine Hommage an Jiri Kylián. Der aus Tschechien stammende Choreograph hat vor allem in den 1970er Jahren Ballettgeschichte geschrieben.

Kultur aktuell, 08.01.2011

Manuel Legris ist jetzt seit vier Monaten als Ballettchef der Wiener Staatsballetts im Amt. Seine Ära hat mit einer Hommage an den amerikanischen Tanz und dessen Einflüsse auf europäische Choreographen begonnen, also Balanchine, Forsythe und Twyla Tharp. am 9. Jänner ist Jiri Kylián an der Reihe, dessen berühmte Choreographie "Bella Figura" im zweiten Teil des Abends zu sehen sein wird.

Tänzer, die mit Kiliàn gearbeitet haben

Davor gibt es Stücke von Jorma Elo sowie dem Duo Paul Lightfoot und Sol Léon; alle haben mit Jiri Kylián am Nederlands Dans Theater gearbeitet. Den Abend eröffnen wird der Tscheche Jiri Bubenícek, der erster Solist bei John Neumeier in Hamburg war und seit 1999 mit großem Erfolg als Choreograph tätig ist.

"Ausgangspunkt war der Wille, einen Abend mit Jiri Kylián zu machen", sagt Manuel Legris. "Und so habe ich Leute genommen, die mit ihm gearbeitet haben: Paul Lighfoot, Sol León waren in seiner Compagnie ebenso wie Jorma Elo, sie kommen aus derselben Choreographen-Generation. Dazu kommt Jiri Bubenícek, der wie Kylián Tscheche ist. Es ging mir darum, Leute zusammenzubringen, die im selben Universum sind, die dann sehr unterschiedliche Wege gegangen sind, und sehr persönliche Choreographien entwickelt haben."

"Einer der größten Choreographen"

Die Bedeutung von Jiri Kylián für den zeitgenössischen Tanz fasst der ehemalige Solotänzer des Balletts der Pariser Oper so zusammen: "Für mich ist er einer der größten Choreographen, denn er hat eine schier unendliche Phantasie. Auch die Art, wie er die Musik verwendet, ist beispiellos. Er hat mich in meiner Karriere als Tänzer an der Pariser Oper immer inspiriert. Für einen Tänzer ist es wunderbar, mit so einem Choreographen zusammenzuarbeiten. Er entwickelt sehr persönliche Dinge. Für mich war er immer eine große Quelle der Inspiration und der Kreativität."

Was nun die Technik betrifft, so ist für Kyliáns Choreographien eine klassische Ausbildung unerlässlich. "Kylián hat, auch wenn er mit anderen Compagnien gearbeitet hat immer die besten Tänzer mit einer klassischen Ausbildung genommen", sagt Legris.

Jiri Kylián hat von 1975 bis 2009 für das Nederlands Dans Theater gearbeitet, von 1977 bis 99 als dessen Leiter, und zuletzt als Choreograph und künstlerischer Berater. Bis heute hat er 101 Werke choreographiert, davon zwei Drittel für die berühmte niederländische Compagnie.

Gemeinsame Linie

Was nun die anderen Choreographen des Ballettabends betrifft, so meint Manuel Lregis: "Das sind Leute, die, auch wenn sie mit Kylián gearbeitet haben und seine Technik und Arbeitsweise gut kennen, doch sehr unterschiedlich sind. Jorma Elo etwa choreographiert mit Spitzen, was Kylián schon lange nicht mehr macht, Paul Lightfoot und Sol León verwenden ein eher karikaturales Vokabular im Tanz, im Ausdruck und in der Körperlichkeit. Sie haben also jeder sein eigenes Universum, aber man sieht schon eine gemeinsame Linie."

Auf dem Programm stehen "Le souffle de l'esprit" von Jiri Bubenícek, "Glow Stop" von Jorma Elo - dabei handelt es sich um eine Wiederaufnahme -, "Skew-Whiff" von Paul Lightfoot und Sol León, und den Abschluss bildet dann wie erwähnt "Bella Figura" von Jiri Kylián. Nach der Premiere wird "Schritte und Spuren" noch fünfmal im Jänner zu sehen sein.