Der Südsudan vor der Unabhängigkeit
Verängstigte Bauern, fehlende Straßen
Bis Ende der Woche stimmt der Südsudan in seinem Referendum über seine Unabhängigkeit ab. Aber wie sehr steht der neue Staat auf eigenen Füßen? Selbst die grundsätzlichsten Nahrungsmittel werden aus Ostafrika importiert, obwohl der Südsudan fruchtbare Böden besitzt. Warum ist das so?
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 13.01.2011
Obst und Gemüse aus Uganda
Es herrscht ein buntes Treiben am Marktplatz in Juba. Es gibt ein breites Sortiment an Obst und Gemüse, meist feilgeboten von Frauen, die in ihren farbenfrohen Batik-Kleidern dem Markt seine besondere afrikanische Note geben. "Die ganzen Produkte, die man hier sieht, sind importiert aus Uganda", erklärt eine Marktfrau. Daher sind sie auch teuer. Schließlich müssen die Fahrer unterwegs Straßenzölle zahlen und wollen auch selbst etwas verdienen.
Bürgerkrieg und UN-Hilfe
Tatsächlich ist es auffällig: Fast alles hier stammt aus Uganda. Und dass, obwohl es im Südsudan eigentlich fruchtbare Böden im Überfluss gibt. Doch viele Menschen sind vor dem Krieg vom Land in die Städte geflohen und sie fühlen sich immer noch nicht sicher, um zurückzukehren und mit der Produktion zu beginnen.
Ein weiterer Grund dürften die Nahrungsmittelhilfslieferungen der Vereinten Nationen während des Bürgerkriegs sein, glauben Agrarexperten. Denn die haben dazu geführt, dass sich die Menschen von der Landwirtschaft abgewendet haben. Auch die Vermarktung der Produkte ist ein Problem, denn es gibt kaum Straßen.
Viele Flüchtlinge, die jetzt mit der Unabhängigkeit am Horizont, aus dem Norden zurückkehren, bleiben erst einmal in den Städten und kehren nicht in ihre ursprünglichen Dörfer zurück. Denn dort gibt es weder Schulen, noch rudimentäre ärztliche Versorgung.
Landwirtschaft wieder ankurbeln
Etwa eine gute Autostunde nilaufwärts von Juba findet sich ein kleiner bescheidener Versuch, die Landwirtschaft wieder anzukurbeln. Die Bauern arbeiten auf einem Feld so groß wie ein Fußballplatz. Eine Entwicklungshilfeorganisation hat den Bauern das Saatgut besorgt und eine Dieselpumpe, die das Wasser vom benachbarten Nil auf das Feld leitet.
Während des Bürgerkriegs war das Dorf verlassen. Denn die Armee des Nordens hat öfter Bauern getötet, weil sie dachte, sie gehören den Rebellen an. Die Rebellen wiederum dachten, die Bauern seien Informanten der Nordarmee und haben sie ebenfalls umgebracht. Nur langsam sind die Bewohner wieder zurück gekommen. Jetzt bauen sie nicht nur für den eigenen Bedarf an, sondern auch für den Markt in Juba.