80.000 Austritte im Jahr 2010

Katholischer Kirche laufen die Schäfchen davon

Heute Vormittag werden die Austrittszahlen aus der römisch-katholischen Kirche für das Jahr 2010 bekannt gegeben. Eines steht zweifelsfrei fest: Es ist mit einem - für die römisch-katholische Kirche - traurigen Rekordergebnis von 80.000 Austritten zu rechnen. Grund oder Mitgrund für viele Menschen waren die Missbrauchsskandale des letzten Jahres.

Morgenjournal, 11.01.2011

47 Prozent mehr Austritte in Wien

Für die beiden Städte Wien und Graz, sowie für Oberösterreich wurden die Austrittszahlen aus der römisch-katholischen Kirche bereits veröffentlicht: während in Graz 2009 knapp 2.400 Gläubige diese Glaubensgemeinschaft verließen, waren es 2010 4.002 Personen. Das ergibt ein Plus von 67 Prozent.
47 Prozent mehr Austritte werden für die Stadt Wien ausgewiesen. 55,8 Prozent beträgt der Zuwachs in Oberösterreich laut Angaben der Zeitung "Österreich".

Meisten Austritte in Nazizeit

Auf alle Bundesländer hochgerechnet wurde für 2010 mehrfach die Zahl 80.000 genannt. Auch Kardinal Christoph Schönborn sprach dem ORF gegenüber von dieser Größenordnung: "Es hat seit 1945 keine so hohe Austrittszahlen gegeben. Die höchste Austrittszahl hat es in der Nazizeit gegeben. Da sind 200.000 Menschen ausgetreten. Jetzt sind wir bei 80.000."

Grund: Missbrauchsskandal

Zum Vergleich: Im Jahr 2008 war die Austrittsrate österreichweit etwa halb so hoch wie die jetzt zu erwartende. Als Hauptgrund für den drastischen Anstieg gilt der Missbrauchsskandal, der im Vorjahr an die Öffentlichkeit kam.Der Mitgliederschwund bringt für die römisch-katholische Kirche nicht zuletzt massive Finanzprobleme mit sich.

Weiter viele Spenden für Caritas

Allerdings: Der Austritt bedeutet in vielen Fällen nicht die Abkehr von den sozialen Idealen des Christentums. So berichtet etwa die Wiener Caritas, dass das Spendenaufkommen auch im Krisenjahr 2010 nicht geringer geworden sei.

Morgenjournal, 11.01.2011

Ö1-Interview mit Theologen Paul Zulehner