Pfarren werden zusammengelegt

Katholische Kirche muss sparen

Nicht nur Imageverlust, sondern auch ein Loch im Budget: Die Kirchenaustritte treffen die katholische Kirche schwer, denn die Kirchenbeiträge machen den größten Anteil der Einnahmen aus. Jetzt muss gespart werden. 5,7 Millionen Euro verliert die Kirche durch Austritte.

5,7 Millionen Euro Verlust

Die neun Diözesen in Österreich müssen tatsächlich den Rotstift ansetzen. Mehr als 5,7 Millionen Euro entgehen der Kirche hierzulande durch die Austrittswelle. Sparmaßnahmen sind bereits im Gespräch.

Pfarrhöfe vermieten

Als Beispiel dient im folgenden die Diözese Graz-Seckau. Hier überlegt man Sparmaßnahmen auf zwei Feldern: Bei der Infrastruktur und beim Personal. Zum einen will die Diözese das räumliche Angebot reduzieren, sagt Herbert Beiglböck, Wirtschaftsdirektor der Diözese Graz-Seckau: "Wir haben viel Pfarrhöfe und -heime, die Gruppen unterbringen zu können. Hier könnten einige davon vermietet werden. In einigen Pfarrhöfen haben wir betreutes Wohnen untergebracht.

Außerdem sollen mehr Pfarrverbände entstehen, also Gemeinschaften von zwei oder drei Pfarren. Der Vorteil an dieser Regelung: Die Messen werden immer noch in jeder Pfarrgemeinde gelesen. Dafür finden zum Beispiel die Firmvorbereitung oder die Caritasarbeit nur noch in einer Pfarre statt.

Eine Sekretärin für mehrere Pfarren

Den Hauptanteil der kirchlichen Ausgaben machen Personalkosten aus. Hier soll ebenfalls gespart werden. Beiglböck: "Oft ist es noch so, dass wir für eine einzelne Pastoralassistentinnen oder Assistenten angestellt haben. Da wir es notwendig sein, dass die Mitarbeiter für mehrere Pfarren arbeiten."

1,4 Prozent weniger Katholiken

Die hohe Zahl der Austritte ist laut Beiglböck bedauernswert, allerdings werde die Kirche dadurch nicht handlungsunfähig. Denn die Gesamtzahl der katholischen Mitglieder ist um nur 1,4 Prozent gesunken - noch immer sind fast zwei Drittel der Österreicherinnen und Österreicher Katholiken. Trotzdem war der extreme Anstieg der Austritte im vergangenen Jahr überraschend: "Das haben wir nicht erwartet. Wir haben in der Vergangenheit eine Austrittsrate gehabt, die unter einem Prozent war. Wir hoffen sehr, dass sie wieder zurückgehen."

Als kleinere Gemeinschaft relevant

Langfristig muss sich die Kirche neue Strategien überlegen, sowohl was die Finanzen betrifft, als auch ihr Image in der Bevölkerung. Denn der Trend geht seit Jahren hin zu einem Schrumpfen und damit einem Bedeutungsverlust der Kirche. "Aufgrund der Bevölkerungsentwicklung und den Austritten wird die Kirche schmäler. Das ist eine Entwicklung, die nur sehr gering beeinflussbar ist."

Die Kirche müsse daher ihr Profil in der Seelsorge schärfen, "...damit wir auch als etwas kleinere Gemeinschaft, weiterhin gesellschaftlich wirksam sind.", so der Wirtschaftsdirektor Beiglböck.