Acht Milliarden Euro trotz Krise

GB: Unmut wegen Banker-Boni

Die Banker in London, dem wichtigsten Finanzplatz Europas, bekommen jetzt ihre Boni für 2010 ausbezahlt. Umgerechnet acht Milliarden Euro schütten die Banken heuer aus, während die britischen Steuerzahler unter dem harten Sparprogramm leiden.

Morgenjournal, 13.01.2011

Regierung machtlos

In den nächsten Wochen beginnt in der Londoner City – dem Herz der europäischen Hochfinanz – das eigentliche Weihnachtsfest. Zehntausende Mitarbeiter bekommen ihre Gratifikationen ausgezahlt. Es sind umgerechnet etwas mehr 8 Milliarden Euro im Füllhorn der Banken. Das sind zwar 4 Prozent weniger als im letzten Jahr. Für die Steuerzahler ist diese Summe trotzdem schwer zu akzeptieren. Wegen der Finanzkrise müssen sie das radikalste Sparprogramm seit der Amtszeit von Margreth Thatcher schultern. Für die Teilverstaatlichung von Lloyds und der Royal Bank of Scotland haben die Briten knapp 15 Milliarden Euro berappen müssen. Premierminister David Cameron hat vergeblich versucht, härtere Boni-Kürzungen durchzubringen.

Komplexes Regelwerk

Zu Jahresbeginn treffen sich in den Londoner Bürotürmen die Vorstände der Banken traditionell mit den Leitern der Finanzabteilungen um zu beraten, wie viel jeder Mitarbeiter bekommt. Dieses Mal gelten neue Richtlinien der EU, sie legen zum Beispiel fest, dass nur 20 bis 30 Prozent der Boni in bar bezahlt werden dürfen. Der Rest muss in Aktien über mehrere Jahre versetzt ausgeschüttet werden.

Peter Hahn von der Cass Business School bezweifelt, dass sich die Höhe der Banker-Einkommen dadurch ändern wird. „Dieses Regelwerk ist sehr komplex und Wenige außerhalb des Bankensektors werden es verstehen. Ziel ist es, die Banken dazu zu bringen, stärker auf ihre Eigenkapitalsquote und Reserven für schlechte Zeiten zu schauen, bevor sie Boni auszahlen. Werden die neuen Regeln Erfolg haben? Das kann noch niemand sagen.“

Zahlungen verringert

Die britische Regierung scheint ihren Widerstand gegen allzu starke Boni Kürzungen aufgegeben zu haben. Sie fordert die Banken lediglich auf, verantwortungsvoll zu handeln. Premierminister David Cameron will die Institute zumindest verpflichten, mehr Kredite an Unternehmen zu vergeben. Bis Ende Jänner werden die meisten Banker in der Londoner City erfahren, wie hoch ihr Bonus für 2010 ausfällt.

Peter Hahn sagt, der öffentliche Unmut über hohe Bonuszahlungen sei heuer nicht gerechtfertigt. „Dieses Jahr fallen die Bonuszahlungen deutlich geringer als im Jahr zuvor aus, die großen Boni fallen hauptsächlich im Investment Geschäft an und das hat ein miserables zweites Halbjahr 2010 hinter sich, es ist also weniger Geld im Topf.“

Bankenchefs wieder selbstbewusst

Analysten gehen davon aus, dass die Einnahmen im Investment-Banking im letzten Jahr um rund 15 Prozent gefallen sind, das Selbstbewusstsein der Bankenchefs ist trotzdem wieder groß, Barclays Chef Bob Diamond sagte diese Woche, die Phase des Bedauerns und der Entschuldigungen müsse zu Ende sein. Dem hat die britische Regierung nicht viel entgegenzusetzen, sie braucht einen starken Privatsektor und viele neue Arbeitsplätze, um die rezessionsgeschwächte Insel wieder nach vorne zu bringen.