Vertrauen in Bankreformen
Madrid teilt Sorgen nicht
Die EU-Finanzminister haben in den vergangenen Tagen über Strategien beraten, um den EU-Rettungsschirm für den schlimmsten Fall vorzubereiten - die Zahlungsunfähigkeit Spaniens. Denn sollte Spanien Hilfe brauchen, reichen die Mittel des europäischen Stabilitätsfonds nicht aus. Spaniens Regierung ist von diesen Sorgen wenig beeindruckt.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 20.01.2011
"Reformen werden wirken"
Spaniens Finanzministerin Elena Salgado zeigt sich selbstbewusst – die eingeleiteten Reformen würden bald Wirkung zeigen. Salgado begrüßt den vereinbarten strengeren "Stresstest" für Banken und Sparkassen, weil ihrer Ansicht nach die spanischen Institute in "hervorragender Verfassung" sind.
Immer mehr Sanierungsfälle
Trotz der optimistischen Worte muss die Regierung in Madrid eine Neuordnung der Sparkassen anpeilen. Bisher wurden bereits mehrere schwache Institute zur Fusion gezwungen. Finanzministerin Salgado stellte für die Sanierung der von faulen Immobilienkrediten gezeichneten Sparkassen bereits rund 15 Milliarden Euro bereit. Das wird nicht ausreichen. Premierminister Zapatero gestand in einem Zeitungsinterview, dass noch mehr Banken und Sparkassen Sanierungsfälle sind.
Unrealistische Bilanzen
Zapatero und Salgado wollen die in den letzten Monaten aufgetauchten Zweifel an der Kreditwürdigkeit Spaniens ausräumen. Wie? Bis Ende Jänner sollen alle Banken und Sparkassen detaillierte Angaben über ihre Immobiliengeschäfte machen. Immer noch werden in den Bilanzen Werte ausgewiesen, die nicht der Realität entsprechen. In den letzten zwei Jahren sind die Preise am Immobilienmarkt deutlich gefallen, Geldinstitute bleiben auf schwer verkäuflichen Wohnungen und Häusern regelrecht sitzen.
Zinsen steigen
Experten schätzen, dass zur Sanierung der angeschlagenen Kassen zwischen 20 und 120 Mrd. Euro notwendig sind. Für den Großteil der Summe wird der Staat gerade stehen. Spanien wird sich also auch in Zukunft über Staatsanleihen frisches Geld bei Anlegern beschaffen müssen. Je größer die Sorge um die Verfassung des Finanzmarkts, umso höher steigen die Zinsen für Staatsanleihen. Zuletzt musste Spanien für Papiere mit fünfjähriger Laufzeit eine Rendite von 4,5 Prozent bieten.
Finanzministerin Salgado steckt in der Zwickmühle: Die hohen Risikoaufschläge könnten ihre Pläne zur Sanierung des Budgets gefährden. "Es stimmt, wir zahlen höhere Zinsen als noch vor einem Jahr, aber so geht es auch anderen Ländern. Das zeigt uns nur, dass wir unsere Reformen weiter vorantreiben müssen, damit das Vertrauen wieder ansteigt und die Zinsen sinken."