Nach Griechenland und Irland

Auch Portugal wird Finanzhilfe brauchen

Kaum ist die Feiertagsruhe vorbei und die Finanzmärkte wieder in vollem Schwung, flammt die Schuldenkrise wieder auf. Portugal könnte schon bald als nächstes Land nach Griechenland und Irland unter den Euro Rettungsschirm schlüpfen, glauben Experten.

Mittagsjournal, 11.01.2011

Portugal-Hilfe relativ bald

Wird Portugal auch bald Finanzhilfe von der EU und dem Internationalen Währungsfonds brauchen? Ja, sagt Peter Brezinschek, Chefanalyst der Raiffeisen Bank International, man habe es sogar schon vor Weihnachten erwartet. Zugewartet habe man auf bessere Finanzdaten, aber die kamen nicht. Der Meinung ist auch Thomas Albert, Vertriebsleiter für Anlagefonds bei Credit Suisse. Er rechnet mit lang- oder mittelfristiger Hilfe aus dem Rettungsschirm.

Kredite zu teuer

Noch will Portugal die Hilfe aber nicht beantragen, das Land will aus eigener Kraft aus der Krise kommen. Das wird nicht gelingen, meinen die Finanzexperten, und zwar aus demselben Grund aus dem auch Irland und Griechenland die Hilfe annehmen mussten: Es wird zu teuer am Finanzmarkt neue Schulden aufzunehmen, weil Investoren zu hohe Risikoaufschläge verlangen, der Kredit unter dem Euro Rettungsschirm ist billiger. Und da Sparen das oberste Gebot ist, muss der Stolz weichen, meint Brezinschek.

Das Problem Portugals: Die Wirtschaft des Landes kann im internationalen Wettbewerb schwer mitthalten, die Industrie ist schwach, es kommen zu wenig Steuereinnahmen herein und die Schulden wachsen weiter.

Alte Versäumnisse

Dass Portugals Wirtschaft schwach ist und die Schulden zu hoch, ist nicht neu, warum spitzt sich die Lage erst jetzt zu? Ist das alles nur Hysterie? Nein, nur ein Ausbügeln alter Versäumnisse, sagt Brezinschek, soll heißen, Investoren hätten zu lange das Risiko von zu hohen Schulden unterschätzt, gemessen am Risiko seien die Renditen auf Staatsanleihen zu niedrig gewesen.

Spanien, Italien, Belgien weniger gefährdet

Aber Portugal steht nicht alleine da. Auch Spanien, Italien und Belgien gelten auf den Finanzmärkten als Wackelkandidaten. Dass sie auch unter Rettungsschirm müssen, glauben die Finanzexperten aber nicht. Spaniens Sanierungspläne seien ausreichend und die Wirtschaft stark genug, sagt Albert von Credit Suisse. Die Realwirtschaft sei relativ stark.

Auch Italien und Belgien werden keine Finanzhilfe brauchen, meint Brezinschek, weil sie für ihre Schulden im eigenen Land genug Kreditgeber finden und nicht auf internationale Investoren angewiesen sind.

Nord-Süd-Gefälle wird größer

Der Euro sei wegen der Schuldenkrise nicht in Gefahr, er wird stabil bleiben, sagt Albert von Credit Suisse.

Fazit aus der Schuldenkrise: 2011 wird sich Europa wirtschaftlich weiter auseinander entwickeln, der Norden wird stärker, der Süden bleibt schwach.

Übersicht

  • Portugal