Drei Millionen Freiwillige und noch zu wenig

Freiwilligentätigkeit - Anreize verstärken

2011 ist das Europäische Jahr der Freiwilligentätigkeit - und in Österreich sind mit drei Millionen Menschen besonders viele ehrenamtlich aktiv. In manchen Bereichen gibt es allerdings Probleme, genügend Freiwillige zu finden, etwa im Sozialbereich. Das Freiwilligenjahr wird daher auch zum Anlass genommen, über Anreize nachzudenken.

Mittagsjournal, 21.01.2011

Hundstorfer: Rechtlich absichern

Drei Millionen Österreicher leisten jede Woche insgesamt 14.692.679 Stunden Freiwilligenarbeit und stehen damit im Zentrum des diesjährigen Europäischen Jahres der Freiwilligentätigkeit. Um ihnen auch eine rechtliche Mindestabsicherung zu bieten, soll noch in diesem Jahr ein neues Gesetz verabschiedet werden, kündigte Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) am Freitag bei einer Pressekonferenz an. Um die Leute weiterhin zum Engagement zu motivieren, kann sich Gemeindebund-Präsident Helmut Mödlhammer Anreize wie etwa den Erlass von Schwimmbad-Eintritten vorstellen.

Freiwilliges Engagement brauche jedoch "verlässliche rechtliche Rahmenbedingungen" und hierzu seien noch eine Reihe von Punkten wie etwa die Lohnfortzahlung oder Urlaub und Haftpflicht zu klären. "Es gibt ein Bündel von Fragen, die wir in einen gewissen Rechtsrahmen bringen wollen", so Hundstorfer. Das Spektrum an Anliegen sei vielfältig, er als "Optimist" gehe aber davon aus, dies noch im heurigen Jahr zu bewältigen.

Mödlhammer: Großer Schatz

Während im EU-Durchschnitt rund 23 Prozent der Europäer ab 15 Jahren ehrenamtlich tätig sind, sind es in Österreich 43,8 Prozent. "In den kleinen und mittleren Gemeinden ist jeder zweite Gemeindebürger freiwillig aktiv. Das Leben wird dadurch stark geprägt", erklärte Mödlhammer. Er spricht von einem Gegenwert von 16 Milliarden Euro und einem "unwahrscheinlichen Schatz für die Lebensqualität". Die meisten betätigen sich im Bereich der Kultur - etwa im Blasmusikverein oder bei der Volkstanzgruppe - bei Sportvereinen, im Pfarrleben, bei Hilfsdiensten oder politisch. Gerade bei letzterem habe man jedoch Mobilisierungsprobleme, so der Gemeindebund-Präsident.

Mödlhammer plädiert generell für "Benefits", um junge Bürger oder auch Pensionisten zu animieren. Vorstellbar wären für ihn etwa der Erlass von Schwimmbad-Eintritten, die Aufnahme in den öffentlichen Dienst oder ein Vorteil bei der Wohnungsvergabe. Der Gemeindebund wird die Freiwilligentätigkeit auch bei den diesjährigen Kommunalen Sommergesprächen thematisieren und plant ein Symposium für den Herbst.

Häupl: Dankeschön

"Den freiwilligen Helfern in unserer Gesellschaft kann man gar nicht genug danken. Ohne der freiwilligen Leistung würde sehr vieles zusammenbrechen", erklärte der Wiener Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ), der darüber hinaus mit der "Mär" aufräumen wollte, dass Freiwilligentätigkeit in der Stadt keine Relevanz hätte. Ihnen allen richtete er deshalb ein "Dankeschön" aus. Im Rahmen des Europäischen Jahres der Freiwilligentätigkeit ist eine Reihe von Veranstaltungen geplant. (Text APA, Red.)