Vom Kitsch befreit

"La Traviata" in Graz

Mit Spannung wird an der Grazer Oper die Premiere von Guiseppe Verdis "La Traviata" erwartet. Regie-Star Peter Konwitschny bringt die Geschichte über die Kameliendame erstmals in Graz auf die Bühne. Die deutsche Sopranistin Marlis Petersen gibt in Graz ihr Rollendebüt als Violetta, ihr zur Seite Guiseppe Varano als Alfredo.

Mittagsjournal, 22.01.2011

Ein Hoch auf die Liebe und den Wein. Es ist eine Spaßgesellschaft, die in Peter Konwitschnys Inszenierung ihr Spiel treibt. Der deutsche Star-Regisseur inszeniert Verdis "La Traviata" in Graz zum ersten Mal. Er bringt die Geschichte von der todkranken Kameliendame in einer entstaubten und ganz auf seine Hauptdarstellerin Marlis Petersen zugeschnittenen Inszenierung auf die Bühne. "Man muss einfach nur den Kitsch, die Verlogenheit der Interpretationsgeschichte wegnehmen", meint Konwitschny.

Er will seine "Traviata" nicht nur auf die Liebesgeschichte reduziert wissen: "Mich hat hauptsächlich interessiert zu beweisen, dass es keine Opern-unscharfe Liebesgeschichte ist, sondern die Geschichte eines Menschen, der erfährt, er wird nicht mehr lange leben und der den Tod hinausschieben will. Dazu ist ein Mann ganz gut geeignet, aber es ist ein ungleiches Paar." Sein Alfredo ist daher ein lebensfremder Büchernarr.

Bis zum letzten Vorhang

Ihr Rollendedüt als Violetta gibt die deutsche Sopranistin Marlis Petersen. "Hier ist sie eine Frau, die eigentlich gar nicht in diese Gesellschaft passt", findet Petersen.

Konwitschny siedelt seine "Traviata" auf einer beinahe leeren Bühne an, einzig sieben Vorhänge dienen als Kulisse - mit umso größerer Symbolkraft: "Die Vorhänge sind einfach ein Symbol für unsere Lebensphasen, die wir durchschreiten, bis dann mal die letzte kommt." Und so steht Violetta zum Schluss auch ganz allein auf der nackten, schwarzen Bühne.

"Am Ende stirbt sie völlig alleine, alle haben sich von ihr entfernt", so Petersen. "Das berührt mich sehr und ich glaube, auch den Zuschauer und den Zuhörer."

Textfassung: Red.

Service

Giuseppe Verdi, "La Traviata", ab 22. Jänner 2012, Oper Graz,
Ö1 Club-Mitglieder bekommen ermäßigten Eintritt (zehn Prozent).

Oper Graz