Krimi von Elmore Leonard
Road Dogs
"Road Dogs" - der Begriff wäre nicht so schwierig zu übersetzen - heißt aber im US-amerikanischen Häfenjargon doch etwas anderes: "Road Dogs", Straßenköter, sind Häftlinge, die sich außerhalb der weißen, schwarzen und lateinamerikanischen Gangs zusammengefunden haben, um im Knast einigermaßen zu überleben.
8. April 2017, 21:58
In diesem Fall sind es ein Exilkubaner namens Cundo Rey und ein Nordamerikaner mit dem Namen Jack Foley. Ersterer ist eine gewichtige Nummer im Ressort Drogenhandel und Betrug. Zweiterer gilt als der größte Bankräuber in den USA nach John Dillinger.
Es kommt, wie es kommen muss
Der Plot, also der Handlungsfaden dieses Krimis, ist ein recht einfacher: Der Bankräuber kommt früher raus, soll sich mit finanzieller Unterstützung des Knastgenossen um dessen Frau kümmern und die "freudige" Rückkehr des Kumpanen vorbereiten.
Naturgemäß kommt es so, wie es immer in der Schule der "hard-boiled"-Krimis kommt: Sie, die trauernde Knastwitwe, produziert sich als "femme fatale", der ansonsten gewiefte Bankräuber fällt darauf hinein, und dann kommt der "Chef" zurück, der Exilkubaner...
Ein paar Kritikpunkte
Über Elmore Leonard, den inzwischen 85-jährigen US-amerikanischen Kriminalschriftsteller, muss hier wohl nicht allzu viel gesagt werden. Für gewöhnlich überzeugt er in seinen Romanen mit trockenem Humor und einem absoluten Gespür für Dramaturgie und Stil. Dazu kommen präzise Milieuschilderungen und regelrechte Topographien der Kriminalität.
Aber: Diese im Original vor zwei Jahren erschienenen "Road Dogs" lassen den Autor am Ende doch ein wenig blass dastehen. Erstens ist die "femme fatale"-Geschichte wohl eine der ältesten der Krimi-Literatur, und inzwischen überrascht sie den Leser so sehr, als würde der "Postmann" täglich "zweimal klingeln". Der großartige James M. Cain - mit Jim Thompson einer der unbestrittenen Meister des Genres - möge diese Anspielung verzeihen.
Zweitens ist auch die Auflösung, das Finale von Leonards neuem Krimi, nur mäßig überraschend und überzeugend. Drittens hapert es an der Übersetzung ins Deutsche, die es partout darauf abgesehen hat, US-amerikanischen Slang imitieren zu wollen.
Drive und Action
Verwunderlich aber ist am Ende eines: Trotz aller Mängel legt man diesen Krimi nicht so einfach weg, und das hat wohl damit zu tun, dass Elmore Leonard sein Hauptgeschäft nach wie vor versteht, und das heißt: "Drive" und "Action", also mit einer knappen und präzisen Sprache die Geschehnisse unaufhaltsam vorantreiben.
Fazit: Einige Einwände, aber letztlich solide Arbeit im "hard boiled"-Genre.
Service
Elmore Leonard, "Road Dogs", aus dem Amerikanischen übersetzt von Conny Lösch und Kirsten Rieselmann, Verlag Eichborn