Offizieller US-Abschlussbericht
"Finanzkrise wäre zu verhindern gewesen"
Die weltweite Finanzkrise hätte verhindert werden können, zu diesem Ergebnis kommt die von US-Präsidenten Barack Obama eingesetzte Untersuchungskommission in ihrem nun vorliegenden Abschlussbericht.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 28.01.2011
Kultur der Gier und des Risikos
Die Finanzkrise war keine Naturkatastrophe, die einfach so passiert ist, heißt es in dem 600 Seiten starken Bericht. Eine Kultur der Gier im Finanzsektor, Sorglosigkeit und die Bereitschaft zu immer riskanteren Geld-Geschäften habe die Voraussetzungen für eine Krise geschaffen, die allein in den USA zum Verlust von acht Millionen Arbeitsplätzen geführt hat.
Namentlich angeführt sind Großbanken wie Citigroup und Lehman Brothers, der Versicherungskonzern AIG und die Immobilienfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac.
Aufsichtsbehörden versagt
Die Aufsichtsbehörden seien von den immer komplexeren Geschäften überfordert gewesen und untätig geblieben, kritisiert Phil Angelides, der Vorsitzende der Kommission: "Die sind am Lenkrad eingeschlafen und sind gescheitert. Konzerne wie AIG durften enorme Risiken eingehen – ohne das erforderliche Geld."
Die US-Börsenaufsicht hätte Mittel und Kompetenzen gehabt einzuschreiten, habe aber versagt. Und der ehemals hochangesehene Notenbankchef Alan Greenspan habe durch seine Politik der niedrigen Zinsen und Deregulierung dazu beigetragen, dass sich eine gigantische und gefährliche Blase an riskanten Immobilienkrediten gebildet habe. Denn die Banken haben Kredite an Kunden vergeben – die sich genau diese Kredite nicht leisten konnten. Die Kredite selbst wurden dann in höchst komplizierten Anlagen verpackt und weiterverkauft. Dabei wurden von den beteiligten Banken auch Vorschriften gebrochen, heißt es in dem Bericht zu dessen Erstellung mehr als 700 Zeugen einvernommen worden sind.
Politische Verantwortung geteilt
Die politische Verantwortung wird auf Demokraten und Republikaner verteilt – unter Bill Clinton seien die Voraussetzungen für die Immobilien-Blase geschaffen worden, unter George W. Bush konnte die Krise ungehindert ihrem Höhepunkt entgegensteuern. Aber auch dem jetzigen Finanzminister Timothy Geithner werden Versäumnisse vorgeworfen.
Zu wenig verändert
Auch der Ausblick der Kommission ist düster: Das Finanzsystem sei zu wenig verändert worden, um eine neuerliche Krise ausschließen zu können.
Überschattet wird die Präsentation des Berichts von einem Konflikt innerhalb der Kommission: Der Abschlussbericht ist allein mit den Stimmen der sechs demokratischen Mitglieder beschlossen worden, die vier Republikaner verweigerten ihre Zustimmung – sie sehen allein eine weltweite Immobilienblase als Ursache der Krise.