Proteste eskalieren trotz Ausgangssperre

Militär schaltet sich ein

Wegen der anhaltenden Proteste gilt in Ägypten eine nächtliche Ausgangssperre. Zugleich hat sich das Militär eingeschaltet. Unklar war zunächst, ob Präsident Hosni Mubarak das Militär unter Kontrolle hat. Die Proteste gehen jedenfalls weiter.

Direktbericht aus Kairo für das Abendjournal

Parteizentrale brennt

Die Lage in der ägyptischen Hauptstadt schien Freitagabend weiter außer Kontrolle zu geraten. Nachdem Demonstranten das Hauptquartier der Regierungspartei NDP in Brand gesteckt hatten, kam es zu Zusammenstößen in der Nähe des Parlaments. Die Ausgangssperre wurde am Abend auf alle Städte Ägyptens ausgeweitet. Allerdings gehen die Proteste und Ausschreitungen trotzdem weiter. Demonstranten haben das Außenministerium gestürmt versuchen, auch das Gebäude des Staatsfernsehens zu stürmen. Das Hauptquartier der Regierungspartei ist in Brand gesetzt, ebenso die Parteizentralen in anderen ägyptischen Städten. Das Militär hat die Polizeikräfte abgelöst, scheint aber gegen die Demonstranten nicht vorzugehen. In Kairo rollen Panzer durch die Straßen.

Schüsse auf Demonstranten

Nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters waren Schüsse zu hören. Laut Augenzeugen eröffnete die Armee das Feuer auf Demonstranten, die versucht hatten auf Panzer zu klettern. Der Fernsehsender Al-Jazeera zeigte Live-Bilder von brennenden Gebäuden in der ägyptischen Hauptstadt.

Hausarrest für ElBaradei

Der ägyptische Friedensnobelpreisträger Mohamed ElBaradei wurde unter Hausarrest gestellt. Der frühere Direktor der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA war erst am Donnerstag aus Wien nach Ägypten zurückgekehrt. Er gilt vielen als Hoffnungsträger und als möglicher Nachfolger von Mubarak. Am Freitag war er zunächst nach einem Besuch einer Moschee zusammen mit anderen am Verlassen des Gotteshauses gehindert worden. Die Polizei hatte dort eine Gruppe von Demonstranten eingekesselt.

Zehntausende auf der Straße

Die seit Tagen anhaltenden Proteste in Ägypten hatten am Freitag einen Höhepunkt erreicht. Zehntausende Menschen gingen auf die Straße und forderten den Rücktritt von Mubarak, der seit 30 Jahren an der Macht ist. In mehreren Städten kam es zu Straßenschlachten, mindestens eine Person wurde getötet.

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