Neue Proteste - Internet gesperrt

Lage in Ägypten spitzt sich zu

In Ägypten steht vor einer neuen Protestwelle. Gegner des Regimes von Präsident Hosni Mubarak haben zu Demonstrationen aufgerufen, und zwar gleich im Anschluss an das Freitagsgebet. Die Regierung hat daraufhin die Internet- und Handyverbindungen kappen lassen.

Stimmung aufgeheizt

Angespannte Stimmung in den Großstädten Ägyptens. Mehr als eine Million Menschen werden heute bei den Demonstrationen in ganz Ägypten erwartet. Zu den Demonstranten, die in den letzten drei Tagen auf die Straße gegangen sind, gesellen sich heute auch die wichtigsten Oppositionskräfte des Landes. So hat die Muslimbruderschaft, Ägyptens wichtigste Oppositionskraft, zur Großdemonstration nach dem Freitagsgebet aufgerufen.

Mohammed, der sich an den Protesten der letzten Tage beteiligt hat ist darüber nicht begeistert: "Wir sind nur Jugendliche, wir gehören nicht zu irgendeiner politischen Bewegung". Die Proteste gehen nicht von der Muslimbruderschaft aus, betont Mohammed, der befürchtet, dass die Beteiligung der verbotenen Muslimbruderschaft zu mehr Gewalt führen könnte: Die Regierung habe ein Interesse daran, die Muslimbruderschaft als Drahtzieher der Proteste darzustellen, um dann mit aller Härte dagegen vorgehen zu können, die internationale Gemeinschaft habe Angst vor islamistischen Gruppierungen und würde das harte Vorgehen dann nicht kritisieren, so die Befürchtung vieler Demonstranten heute in Ägypten.

Mittagsjournal, 28.01.2011

Proteste spitzen sich zu,

Regime kappt Internet, Telefon und TV

Tatsächlich hat die Regierung von Präsident Hosni Mubarak für heute ein hartes Vorgehen gegen die Demonstranten angekündigt: Ein Großaufgebot von Polizei, sowie Beamte der Antiterrorpolizeieinheit sind seit heute früh in den Straßen stationiert. Die Kommunikationswege der Protestbewegung wurden unterbunden: Seit gestern Abend funktioniert das Internet in Ägypten nicht mehr, jetzt wurde auch das Telefonieren mit Mobiltelefonen unmöglich gemacht.

Sogar einige Live-TV-Sender wurden in Ägypten abgeschaltet, meldet Al Jazeera: "Damit könnte die Regierung des seit über 30 Jahren regierenden Hosni Mubarak nicht nur versuchen, die Großdemonstration zu verhindern", sagt der ägyptische freie Journalist Bassem Fathy Mohammed: es könne auch sein, dass so verhindert werden soll, dass die Welt die Wahrheit erfährt, über das was heute passiert, sagt der Journalist der für heute ein hohes Maß an Gewalt erwartet.

Appelle von UNO und USA

Um das zu verhindern, hat sich heute auch UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon zu Wort gemeldet: Er rief dazu auf in Ägypten die Meinungsfreiheit zu respektieren. Zuvor hatte auch US-Präsident Barack Obama an alle Beteiligten appelliert, auf Gewalt zu verzichten.

Spindelegger: Notfallplan bereit

Österreichs Außenminister Michael Spindelegger (ÖVP) ist äußerst beunruhigt über die derzeitige Lage in Ägypten. Seine Sorge gilt vor allem den 3.100 Österreichern dort, deshalb stehe er in stündlichem Kontakt mit der Botschaft in Kairo. Spindelegger hat einen Notfallplan zur Evakuierung angeordnet, derzeit wird eine Umsetzung aber nicht ins Auge gefasst.

Der österreichische Außenminister ist derzeit in Davos, beim Weltwirtschaftsgipfel.

Mittagsjournal, 28.01.2011

Außenminister Spindelegger im Gespräch mit

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