Fotografie und Kunst des 20. Jahrhunderts

Kunst Haus Wien wird 20

Das Kunst Haus Wien wird 20 Jahre alt. Der österreichische Künstler Friedensreich Hundertwasser hat sich mit dem von ihm entworfenen Haus ein Denkmal gesetzt. In dem Schwarz-Weiß gemusterten Haus ist ihm eine permanente Ausstellung gewidmet, zusätzlich präsentiert das Kunsthaus Wechselausstellungen mit Schwerpunkten auf Fotografie und Kunst des 20. Jahrhunderts.

Kulturjournal, 31.01.2011

Besucherzahlen gestiegen

Jetzt wird das Museum 20 Jahre alt und hat allen Grund zum Feiern. Die Besucherzahlen sind konsequent gestiegen, besonders seit die Wien Holding vor vier Jahren das Haus übernommen hat und in die Infrastruktur, in den Shop und ins angeschlossene Restaurant investiert hat.

Besonders für Gäste aus dem Ausland soll das Kunsthaus Wien attraktiv bleiben. Immerhin sind sie die Haupteinnahmequelle des Kunsthauses.

Radikal veränderte Kunstlandschaft

Vor 20 Jahren, als das von Friedensreich Hundertwasser fertiggestellte Kunst Haus Wien seine Pforten öffnete, habe die Wiener Museumslandschaft noch anders ausgesehen als heute, erinnert sich Franz Patay, seit Herbst 2007 Geschäftsführer des Hauses.


"1991 gab es in Wien kein Museumsquartier, die Albertina war geschlossen und Wechselausstellungen im Kunsthistorischen Museum oder in anderen Museen waren nicht an der Tagesordnung", so Patay. "Der Gründer dieses Hauses, Friedensreich Hundertwasser, hat hier damals ein völlig neues Museumskonzept eingeführt. Wir sind jetzt 20 Jahre später, die Museumslandschaft hat sich stark geändert und auch das Kunst Haus Wien muss sein Profil schärfen, um sich von dem gesteigerten Angebot, das es in Wien gibt, zu unterscheiden."

Fokus auf das 20. Jahrhundert

Das Kunst Haus Wien tat das schon früh mit seiner Fokussierung auf das 20. Jahrhundert. Pablo Picasso, Joan Miró und Andy Warhol waren hier bereits Einzelausstellungen gewidmet. Vor allem aber konnte das Haus sein Profil mit der Präsentation von Fotokunst schärfen.

Ein Bereich, der in Wien lange Zeit unterrepräsentiert gewesen sei, so der Wiener Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny: "Es gab einige ambitionierte Galerien - die gibt es immer noch -, es gibt jetzt auch mit der Galerie Westlicht eine Privatinitiative, die nicht hoch genug gelobt werde kann. Aber auch dieses Haus hat gute und international beachtete Fotografie-Ausstellungen gemacht."

Cartier-Bresson-Schau geplant

Diese programmatische Linie wird im kommenden Jahr fortgesetzt: Derzeit zeigt das Kunst Haus eine Retrospektive auf den Schweizer Fotografen Rene Burri, die nächste Einzelausstellung widmet sich ab 10. März 2011 dem Schweizer Künstler Hansruedi Giger, der die Filmfigur "Alien" für Ridley Scotts gleichnamigen Filmklassiker erschaffen hat. Im Herbst kommt dann mit Henri Cartier-Bresson wieder ein bedeutender Vertreter der Fotokunst an die Reihe.

"Nach dem Krieg war ja Cartier-Bresson mehrmals in Kriegsgefangenschaft und man hat gedacht, dass er gestorben ist", erzählt Patay. "Zumindest das Museum of Modern Art hat dies gedacht und wollte dem damals schon berühmten Cartier-Bresson eine Retrospektive widmen - posthum, wie das MoMA gedacht hat. Cartier-Bresson hat davon erfahren und hat - da zeigt sich sein Humor - an seinem eigenen Geburtstag, am 22. August 1945, einen Brief an das MOMA geschrieben, in dem gestanden ist, er sei sehr interessiert an dieser Ausstellung und endet mit: 'I do have new work to show'."

Dabei handelt es sich um Fotografien Cartier-Bressons, die auf seinen Reisen nach Indien, Amerika und Russland entstanden sind.

Hundertwasser im Fokus

Immer wieder beschäftigt sich das Kunst Haus freilich mit seinem Gründer Friedensreich Hundertwasser. Neben der permanenten Ausstellung, die einen Querschnitt seines Schaffens zeigt, widmen sich Wechselausstellungen regelmäßig einzelnen Aspekten des Künstlers.

Ab 7. Juli 2011 gibt es die Möglichkeit, "in Hundertwassers Welt" einzutauchen - die gleichnamige Ausstellung werde "Brennpunkte" aus der Biographie des Künstlers aufzeigen, meint Franz Patay: "In 'Hundertwassers Welt' werden wir Themen, die um Hundertwasser kreisen, in essayistischer Form beleuchten, wobei Weggefährten, Freunde, Zeitgenossen zu Wort kommen werden und ihre Gedanken und Erlebnisse präsentieren werden."

60 Prozent Touristen

Nach wie vor funktioniert Hundertwasser als Marke, die vor allem Gäste aus dem Ausland lockt. 60 Prozent der Besucher des Kunst Hauses Wien sind Wien-Besucher, ein wichtiger Teil der Einnahmen des Museums ist der Verkauf von Merchandising-Produkten.

Seit die Wien-Holding das Haus 2007 übernommen hat, investierte sie rund 500.000 Euro in die Renovierung des Hauses. Unter anderem wurden der Museumsshop und der Gastronomiebereich erneuert. Die Ausgaben haben sich bezahlt gemacht. Immer mehr Besucher zählt das Kunsthaus - im Vorjahr waren es 156.000.

Angebote zum Jubiläum

Bei aller Bedeutung der Touristen will man auf das inländische Publikum auch weiterhin nicht vergessen, betont Patay: "In den touristenstärkeren Zeiten im Sommer lehnen wir uns mit unserem Programm an das Thema Hundertwasser an. Im Winter orientieren wir uns eher an Themen, die die Wiener Bevölkerung interessieren."

Zum Jubiläum wartet das Kunsthaus Wien mit speziellen Angeboten auf: So ist ab morgen eine Jahreskarte zum Sonderpreis von 20 Euro erhältlich, und am 9. April wird der 20. Geburtstag mit einem Tag der offenen Tür gefeiert.

Textfassung: Rainer Elstner

Service

Kunst Haus Wien