Rainer Krispels erstes Buch

Der Sommer als Joe Strummer kam

Er selber nennt sich bescheiden "Schreib- und Musikarbeiter". Spätestens seit "Es muss was geben!", dem Film über die Linzer Szene, sollte Rainer Krispel einer breiteren Öffentlichkeit als das bekannt sein, was er ist: Ein Urgestein der österreichischen Subkultur im besten Sinne. Nun ist Rainer Krispel auch Literat.

Er saß gerade vor dem Computer und fing zu weinen an. Ende 2002 musste Rainer Krispel im Internet lesen, dass sein Idol Joe Strummer, Mastermind der Punkband The Clash, gestorben war. Heute noch findet er es erstaunlich, dass einem dies bei einer Person, die man ja gar nicht kennt, "durch und durch geht. Es war unpackbar."

Idole und Ideale

Der umtriebige Musiker, Autor und Punk-Zeitzeuge hat nun seinen ersten Roman vorgelegt. In "Der Sommer als Joe Strummer kam" schreibt Krispel von Idolen und Idealen, die das triste Leben aufwerten und antreiben können. So wie er es einst auch selbst in der Linzer Punkszene erlebte.

"Der Roman erzähle eher die Geschichte, was die Begegnung mit solchen Ideen und Möglichkeiten, wie Punk sie darstellt, auslöst, sagt Krispel. Gustav, der Protagonist, sei sehr ichbezogen, aber gleichzeitig lebe er in einer Subkultur, die er als Wir erlebt. "Das ist ja ein vermeintlicher Widerspruch, der, glaube ich, durch soziale Netzwerke im Jahr 2011 zunehmend suggeriert wird, sozusagen ein Wir-Gefühl wiederherzustellen, "wo wir lauter kleine Ich-Maschinen sind, die sich am großen Kapitalismus abrackern, der uns alle in diesen kleinen Ich-AGs aufspaltet". Dieser Aufspaltung kann Punk auch entgegen wirken.

Persönlicher Kontakt

Punkkultur im weiteren Sinne steht für Unmittelbarkeit, auch für persönlichen Kontakt, wie zwischen Rainer Krispel und Joe Strummer 1999. Die unmittelbare Begegnung mit Joe Strummer war für Krispel großartig, denn: "Ich sitze auf einmal dem Typen, dem ich ein Leben lang zuhorche, gegenüber und rede mit ihm. Da vollzieht sich was, da schließt sich ein Kreis."

Rainer Krispels Roman "Der Sommer als Joe Strummer kam" erschien online zum Download und zugleich als Hörbuch. Auch diese Art der Publikation entspricht der Philosophie der Unmittelbarkeit, könnte aber - so sinniert Autor Krispel - gleichzeitig kommenden Generationen zur Erbauung gereichen, denn was mag jemand denken, der in 100 Jahren den Text auf irgendeinem Computer findet?