Mubarak-Anhänger gegen Moslembrüder

"Von Islamisten unterwandert"

In Ägypten dauern die Proteste an, mittlerweile sind hunderttausende Demonstranten bereits den 14. Tag auf den Straßen. Obwohl die Opposition jetzt Gespräche mit der Regierung begonnen hat, fordern Demonstranten weiterhin den Rücktritt von Präsident Hosni Mubarak. Anhänger Mubaraks versuchen weiterhin, die Proteste als islamistisch gesteuert darzustellen.

Barbara Ladinser aus Kairo

Mittagsjournal, 07.02.2011

Stimmung weiter gut

Nun geht es darum, wer den längeren Atem hat. Die Demonstranten auf dem Tahrir-Platz sind noch immer voller Energie. An den gesicherten Eingängen herrscht Gedränge, auf dem Platz selbst Jahrmarktstimmung. Es gibt Putztrupps, und sogar der Versuch, Raucher- und Nichtraucherzonen einzurichten, wurde gemacht.

"Wir trauen nur dem Volk"

Erstes Ergebnis der politischen Gespräche am Abend: Es wird ein Komitee geben, das an Verfassungsänderungen arbeitet. Auf ihre konkreten Forderungen wie Beendigung des Ausnahmezustands und Freilassung der politischen Gefangenen, haben die Oppositionsgruppen keine zufriedenstellende Antwort bekommen. Auf dem Tahrir-Platz sind die meisten ohnehin gegen Verhandlungen, solange Mubarak noch im Amt ist. "Wir trauen keinem vom Mubarak-Regime, nur dem Volk." Dass die Proteste von der Moslembruderschaft gesteuert würden, wird entschieden zurückgewiesen.

"Bärte abrasiert"

Weit weg vom Tahrir-Platz, in seiner Wohnung, sieht Margred Boutros, Mitglied im politischen Büro der Partei von Präsident Mubarak, das ganz anders: "Am Anfang waren das normale junge Leute, mit Internet und Facebook, mit noblen Anliegen. Aber inzwischen ist alles von Islamisten unterwandert." Dass man davon auf dem Tahrir-Platz nicht bemerkt ist für Margred Boutros völlig klar: "Sie haben sich die Bärte abrasiert. Die Slogans sind aber original von der Moslembruderschaft." Und hinter dieser stecke der Iran und der verlängerte Arm, die Hamas, die Ägypten destabilisieren wolle.

"Das ist demütigend"

Natürlich brauche es Reformen, aber nicht von heute auf morgen, sagt der Präsidenten-Anhänger. Und Mubarak sei ein gewählter legitimer Präsident. Man könne nicht erlauben, dass Demonstranten eine Präsidenten stürzen. "Das ist demütigend. Und dann würde man den Mob regieren lassen. Die Demonstranten auf dem Tahrir-Platz repräsentierten nicht die Mehrheit der Ägypter. Es gebe auch Demonstrationen pro Mubarak. "Die Mehrheit schweigt lieber. Und wenn sie sprechen würde, würde sie sagen, Mubarak soll im Amt bleiben." Außerdem zeigten die ausländischen Fernsehstationen nur Bilder von Mubarak-Gegnern. Die tausenden für ihn reduzierten sie auf kleine Grüppchen.

Alltag mit Panzern

Die Logik von Margred Boutros ist in sich geschlossen. Aber nach innen weiß das Regime, dass seine Zeit vorbei ist. Nur was nun kommen soll, weiß niemand. In Ägypten geht der Alltag - mit Einschränkungen - weiter. In Kairo scheinen Panzer im dichten Verkehr die neue Realität zu sein. Die Sicherheit scheint gewährlistet zu sein, solange das Militär weiterhin gewalttätige Angreifer von den Protesten fernhält.