Vorschlag stößt auf Zustimmung

Senioren sollen Sozialjahr leisten

In der Debatte um ein freiwilliges Sozialjahr im Zuge einer Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht hat Caritas-Präsident Franz Küberl mit einem Vorschlag aufhorchen lassen: Die ältere Generation solle sich verstärkt im Sozialbereich engagieren. Sein Vorstoß erntet breite Zustimmung. Und schon jetzt leisten viele Senioren soziale Arbeit.

Mittagsjournal, 08.02.2011

"Lehrwerkstätte der Solidarität"

Es klingt ein bisschen nach dem letzten Aufgebot, ist es aber nicht. Jedenfalls nicht nach Ansicht von Caritas-Präsident Franz-Küberl: "Nein, um Gottes Willen. Es gibt auch flotte 63-Jährige." Das sei eine Möglichkeit, soziales Engagement zu zeigen. Bei Zivildienst habe sich erwiesen, dass das eine "Lehrwerkstätte der Solidarität" sei und die Gesellschaft viel davon gewinne.

Rahmenbedingungen schaffen

Gewinnen will Küberl nun auch die nötigen 15.000 Personen für den Sozialdienst und möchte deswegen die ganze Palette ausschöpfen. Falls eine Änderung beim Zivildienst kommt, müsse man ambitioniert die nötigen Rahmenbedingungen schaffen: "Da müssen der Staat und die betroffenen Organisationen 'anziehen', um attraktive Einsatzstellen zu bieten. Und da wird man natürlich um die Leute werben müssen."

Generationenaustausch und Solidarität

Bei der Lebenshilfe kommt die Idee jedenfalls gut an. Es gehe schließlich auch um einen Generationenaustausch, um Solidarität und um eine sinnvolle Tätigkeit für Menschen, die möglicherweise in einen Pensionsschock gefallen sind, sagt Pressesprecherin Eva Schrammel. Senioren haben andere Kompetenzen als junge Mitarbeiter. Denoch, so Schrammel, müsse man klar unterscheiden in Bereiche, wo man hochprofessionelle Betreuung behinderter Menschen brauche, und andere, wo es mit Freiwilligen sehr gut funktioniert. Und in letzterem Bereich wäre ein Einsatz von Senioren durchaus angebracht.

"Unschätzbares Potenzial"

Auch der Generalsekretär des Roten Kreuzes, Wolfgang Kopetzky, kann der Idee einiges abgewinnen: "Die Motivation unserer älteren Menschen ist sehr groß. Sie sind ein unschätzbares Potenzial für unsere Gesellschaft aufgrund ihrer Lebenserfahrung und ihrer Netzwerke. Sie sind ein enormes Sozialkapital, und sie machen es auch gern, weil sie dann das Gefühl haben, gebraucht zu werden."

"Engagement ermöglichen"

Das belegen auch Zahlen: 29 Prozent der 60- bis 69-Jährigen engagieren sich jetzt schon freiwillig. Bei den über 70-Jährigen liegt der Anteil bei sechs Prozent. Das geht aus dem ersten Freiwilligenbericht des Sozialministeriums hervor. Wie viele Senioren sich letztendlich zusätzlich engagieren würden ist vorerst unklar. Küberl geht zwar nicht von Tausenden aus, "aber vielleicht sind's ein paar Hundert, die da mittun, und dann soll man das ermöglichen." Und möglich ist das auch mit 66 Jahren - denn da fängt das Leben bekanntlich ja erst an.