Welche Auswirkungen hat das auf Wien?

Deutsch-amerikanischer Börsenriese geplant

Die Deutsche Börse steht vor dem Zusammenschluss mit ihrer US-Konkurrentin New York Stock Exchange Euronext. Damit würde der Börsenbetreiber in Frankfurt am Main zur weltweiten Nummer Eins aufsteigen und zwar mit Handelsplätzen in den USA und in Europa.

Mittagsjournal, 10.02.2011

Fußball- und Börsentalk

Vergleiche mit dem Fußball werden auch auf dem Parkett gerne verwendet. Frankfurt mit New York sei wie eine Fusion von Bayern München und Real Madrid, kommentieren Händler wie Analysten die Entwicklung. Wie beim Fußball verfolgt auch der Handelsplatz Wien das internationale Geschehen mit großem Interesse aber ohne jede Aufregung.

Noch würden zu wenig Details der geplanten Fusion bekannt sein, sagt Börsenvorstand Michael Buhl, der sich derzeit in London aufhält. Der Wiener Handelsplatz ist seit Jahren mit dem in Frankfurt verbunden und Buhl geht davon aus, dass das auch so bleiben wird. "Wir haben ein langjähriges und professionelles Verhältnis mit der deutschen Börse", sagt er, "und wir gehen davon aus, dass diese Verträge weiterbestehen und dass es für die Wiener Börse keine Änderungen gibt."

Keine Folgen für Wien

Michael Buhl rechnet damit, dass der heimische Handelsplatz keine großen Folgen spüren wird. Zwar geht der Blick immer wieder Richtung Frankfurt, die Konzentration gilt jedoch den Märkten in Zentral- und Osteuropa. Das seien Nischenmärkte, die auch weiterhin ihre Berechtigung haben, so Buhl: "Ob jetzt die deutsche Börse 20 mal so viel handelt, wie wir oder vielleicht in Zukunft 100 mal so viel, das spielt keine Rolle. Das ist einfach eine andere Liga." In Wien gebe es keine Pläne, mit einem anderen Börseplatz zu fusionieren, versichert Buhl.

Schweigen über den Preis

Wie teuer die geplante Fusion von Frankfurt und New York sein wird, darüber herrscht noch Schweigen. Die beiden Handelsplätze bringen derzeit zusammen einen Wert von annähernd 18 Milliarden Euro aufs Parkett. Der Anteil der Deutschen Börse ist dabei größer als der der Wall Street. Dementsprechend sollen die Mehrheitsverhältnisse aussehen.

USA als Gewinner des Deals

Allerdings zeigt der Kursverlauf der Aktien, wen die Anleger schon jetzt als Gewinner sehen: das Papier der New Yorker Börse ist sieben Mal so stark gestiegen wie das der Deutschen Börse. Die Wall Street gehört überwiegend angloamerikanischen Aktien- und Hedgefonds. Nicht wenige Analysten gehen davon aus, dass Frankfurt in ein paar Jahren nicht mehr als ein Anhängsel des New Yorker Finanzplatzes sein, so wie es Paris mittlerweile ist.

Noch hat die deutsche Politik das mögliche Geschäft nicht kommentiert. Der Aktienhandel in Frankfurt basiert auf einer unverkäuflichen Lizenz der hessischen Landesregierung. Sie kann ein Veto einlegen, sollte sie durch die Fusion für die deutschen Unternehmen den dauerhaften sowie reibungslosen Zugang zum Kapitalmarkt als gefährdet einstufen.