Spott in Italien

Berlusconi macht weltweit Schlagzeilen

Die Ankündigung einer Mailänder Richterin, Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi wegen Amtsmissbrauchs und Sex mit einer Minderjährigen vor Gericht zu stellen, schlägt in Italien und international hohe Wellen. Während Berlusconi selbst schweigt, überschlagen sich die Medien mit Kommentaren.

Morgenjournal, 16.02.2011

"Das wird ein Konflikt mit den Richtern"

Es wird spekuliert und analysiert. Denn eines ist klar: Ein Ministerpräsident, der wegen Prostitution Minderjähriger verurteilt wird, das wäre weltweit ein Novum, meint Stefano Folli, Leitartikel-Autor des angesehenen Wirtschaftsblattes "Il sole 24 ore". Man befinde sich nun in unbekanntem Terrain, so Folli: "Aber so viel kann man sagen: Berlusconi wird versuchen, an der Macht zu bleiben und Widerstand leisten. Aber der Preis dafür wird ein fürchterlicher institutioneller Konflikt mit der Richterschaft sein."

Bossi bleibt ein Freund

Berlusconi sucht daher politische Verbündete. Und die kommen einmal mehr von der Lega Nord. Dienstagabend um 22 Uhr trafen die Spitzen der Lega Nord daher in Berlusconis römischer Residenz ein, zu einer Sondersitzung hinter verschlossenen Türen. Bossi unterstütze Berlusconi aus Freundschaft, sagt der Journalist Folli. Und die Angriffe der Richter seien etwas, was Bossi von Natur aus nicht gut heiße. Bossi halte an seiner Freundschaft zu Berlusconi auch aus psychologischen Gründen fest. Aber er denke gleichzeitig an die Zukunft.

Schlagzeilen weltweit, Häme zuhause

Noch ist also nichts fix. Hoffnungen, der Ministerpräsident selbst würde an die Öffentlichkeit gehen, wurden gestern enttäuscht. Berlusconi tritt immer seltener vor die Presse. In heiklen Dingen sendet er fast nur mehr Videobotschaften. Sein Name erschallte aber in den Medien rund um den Erdball. Überall gab es "Breaking News", von Japan bis Australien, von Russland bis Südafrika. In heimischen Polit-Talks war er Anlass für Häme und Spott.