Deutsche Börse und New York Stock Exchange

Börsenfusion im dritten Anlauf

Die Aufsichtsräte sind einig: Durch die Fusion der deutschen Börse mit der New York Stock Exchange (NYSE) soll die größte Börse der Welt entstehen. Zustimmen müssen noch die Aktionäre beider Häuser und die Regulierungsbehörden in den USA und in Europa. Es ist bereits der dritte Fusionsversuch: In den Jahren 2008 und 2009 war man gescheitert.

Morgenjournal, 15.02.2011

"Gut für New York"

Geschätzte 400 Millionen Dollar jährlich sollen durch das Zusammengehen eingespart werden können. Ein einheitliches Handelssystem, aber auch Personaleinsparungen sollen das möglich machen. New Yorks Bürgermeister und Finanzmogul Michael Bloomberg, selbst an der Wall Street zum Milliardär geworden, sieht es positiv: "Das ist sehr gut für New York." Die vergangenen Jahre waren nicht wirklich rosig für die New Yorker Börse: Ihr Wert sank um 44 Prozent in den vergangenen drei Jahren, heute werden um ein Drittel weniger Papiere dort gehandelt als noch 2007.

Computer statt Parkett

Die Konkurrenz macht dem Symbol des amerikanischen Finanzkapitalismus schwer zu schaffen: Die Zeiten, an denen schreiende Händler mit Papierfetzen in der Hand sich Käufe und Verkäufe zuriefen, sind längst vorbei. Während in New York wenigstens noch zur Show ein paar Händler im Gebäude herumwieseln, ist das Frankfurter Börsenparkett de facto leer: Computer übernehmen heute größtenteils das Kaufen und Verkaufen – und für die braucht man keinen Prachtbau an der Wall Street, da tut es ein Lagerschuppen in New Jersey auch. Der aus Österreich stammende Universitätsprofessor für Finanzwirtschaft, Philipp Schnabl, sieht das nüchtern: Aktienhandel sei heute eine globale Angelegenheit. Die Zeiten, in denen eine Börse Sache eines nationalen Monopols war, seien vorbei.

Wie Rolling Stones und U2

Noch gibt es keinen Namen für das neue Unternehmen. Man berät noch, ob nun "NYSE" oder "Deutsche Börse" zu Beginn des Namens stehen soll. Arbeitstitel der Hochzeit: "The Premier Global Exchange Group". Global stimmt da wohl, denn NYSE/Euronext betreibt neben der New Yorker Börse auch noch die Handelsplätze in Frankreich, Belgien, Portugal und in den Niederlanden. Und dort, in den Niederlanden, will sich die neue Gesellschaft rechtlich auch ansiedeln. Dort gelten die extrem niedrigen Körperschaftssteuern, die moderne Unternehmen so gerne haben. Man werde dort eine Holding gründen, wurde verlautbart. Damit begeben sich Deutsche Börse und New York Stock Exchange in illustre Gesellschaft: Die Rolling Stones etwa, aber auch die irische Megaband U2, sie alle versteuern über Holdings in Holland. Und wer den Geschäftssinn von Mick Jagger kennt, der weiß, dass dies nichts mit Tulpen zu hat.