Wissenschaftsbuch des Jahres
Im Spiegel der Sprache
Links und rechts hängen in unserer Sprache vom momentanen Standort ab, Aborigines geben daher lieber präzise die Himmelsrichtung an - derer man sich deshalb auch stets bewusst sein muss. Nur ein Beispiel, wie unterschiedlich Sprachen Bewusstsein prägen.
8. April 2017, 21:58
Die Muttersprache prägt in gewissem Maße das Denken, so Guy Deutscher, Sprachwissenschaftler und Autor des Buches "Im Spiegel der Sprache. Warum die Welt in anderen Sprachen anders aussieht". Er hat Mathematik und Linguistik studiert; und forscht an der Fakultät für Linguistik an der Universität Manchester.
Als Beispiel nennt er das Geschlecht von Objekten. Naheliegend, an das Englische zu denken, das ohne geschlechtszuschreibende Artikel auskommt; auch wenn Mark Twain die deutsche Sprache als "schrecklich" empfunden hat, unter anderem wegen der Unterscheidung Maskulinum-Femininum-Neutrum. Guy Deutscher möchte Sprachen mit verschiedenen Genera nicht missen. Seine Muttersprache ist Hebräisch.
Wissenschaftsbuch des Jahres
Vor wenigen Tagen wurden die "Wissenschaftsbücher des Jahres" feierlich von Wissenschaftsministerin Beatrix Karl ausgezeichnet. Unter andern auch das Buch des Sprachwissenschaftler Guy Deutscher "Im Spiegel der Sprache. Warum die Welt in anderen Sprachen anders aussieht". Zuvor waren die vier Bücher in den vergangenen Wochen von tausenden Leserinnen und Lesern auserkoren worden - im Zuge der Aktion "Wissenschaftsbuch des Jahres" haben mehr 20.000 Menschen ihre Stimmen im Internet, im Buchhandel und in Büchereien abgegeben. Die Wahl zum "Wissenschaftsbuch des Jahres" ist eine Initiative von Wissenschaftsministerium und dem Verlag Buchkultur.
"Farbenfroh" ist das Stichwort für Guy Deutschers Lieblingsthema: nämlich der Ausdruck von und für Farbe. Zum Beispiel, dass der antike Dichter Homer keinen blauen Himmel beschrieb.
Für uns sei unvorstellbar, dass jemand die Farbe Blau nicht benennt, meint Deutscher, aber was uns blau erscheint, sei, kurz gefasst, eine kulturelle Übereinkunft und viele Sprachen kämen ohne aus und sprechen beispielsweise vom schwarzen Himmel.
Service
Guy Deutscher, "Im Spiegel der Sprache. Warum die Welt in anderen Sprachen anders aussieht", aus dem Englischen von Martin Pfeiffer, C.H.Beck
Wissenschaftsbuch des Jahres
Guy Deutscher