Wissenschaftsbuch des Jahres

Im Spiegel der Sprache

Links und rechts hängen in unserer Sprache vom momentanen Standort ab, Aborigines geben daher lieber präzise die Himmelsrichtung an - derer man sich deshalb auch stets bewusst sein muss. Nur ein Beispiel, wie unterschiedlich Sprachen Bewusstsein prägen.

Die Muttersprache prägt in gewissem Maße das Denken, so Guy Deutscher, Sprachwissenschaftler und Autor des Buches "Im Spiegel der Sprache. Warum die Welt in anderen Sprachen anders aussieht". Er hat Mathematik und Linguistik studiert; und forscht an der Fakultät für Linguistik an der Universität Manchester.

Als Beispiel nennt er das Geschlecht von Objekten. Naheliegend, an das Englische zu denken, das ohne geschlechtszuschreibende Artikel auskommt; auch wenn Mark Twain die deutsche Sprache als "schrecklich" empfunden hat, unter anderem wegen der Unterscheidung Maskulinum-Femininum-Neutrum. Guy Deutscher möchte Sprachen mit verschiedenen Genera nicht missen. Seine Muttersprache ist Hebräisch.

"Farbenfroh" ist das Stichwort für Guy Deutschers Lieblingsthema: nämlich der Ausdruck von und für Farbe. Zum Beispiel, dass der antike Dichter Homer keinen blauen Himmel beschrieb.

Für uns sei unvorstellbar, dass jemand die Farbe Blau nicht benennt, meint Deutscher, aber was uns blau erscheint, sei, kurz gefasst, eine kulturelle Übereinkunft und viele Sprachen kämen ohne aus und sprechen beispielsweise vom schwarzen Himmel.

Service

Guy Deutscher, "Im Spiegel der Sprache. Warum die Welt in anderen Sprachen anders aussieht", aus dem Englischen von Martin Pfeiffer, C.H.Beck

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