Teile der Armee schließen sich Protesten an

Libyen: Gewalt eskaliert

In Libyen scheint die Gewalt immer mehr zu eskalieren. Vergangene Nacht hat es angeblich hunderte Tote bei Protesten gegen Langzeit-Machthaber Gaddhafi gegeben. Mehrere Städte sollen sich bereits in der Hand der Demonstranten befinden. Auch Teile der Armee haben sich auf die Seite des Protestes gestellt.

Abendjournal, 21.02.2011

Abweichende Meinungen nicht geduldet

Der Druck auf das Regime von Revolutionsführer Gaddhafi steigt. Vor kurzem wurde bekannt, dass zwei libysche Kampfflugzeuge und zwei Hubschrauber mit sieben Menschen an Bord auf Malta gelandet sind - möglicherweise der Versuch, sich abzusetzen. Heute ist auch der Justizminister aus Protest gegen die anhaltende Gewalt gegenüber Demonstranten zurückgetreten. Mehrere libysche Diplomaten haben schon gestern ihre Ämter aus dem gleichen Grund niedergelegt. Eine einmalige Situation in einem Land, in dem abweichende Meinungen und Proteste in den vergangenen vier Jahrzehnten nicht geduldet wurden.

Massaker befürchtet

Nach den blutig niedergeschlagenen Straßenprotesten der vergangenen Nacht sind die Demonstrationen auch heute weitergegangen. Ein Augenzeuge berichtete dem arabischen TV-Nachrichtensender Al Jazeera aus Tripolis: "Selbst aus der Umgebung kommen die Menschen zu neuen Demonstrationen in die Hauptstadt. Ich fürchte, heute Nacht könnte es wieder ein Massaker geben." Mehrere Städte, darunter auch Benghasi, sollen sich bereits in der Hand der Demonstranten befinden - dabei haben Teile des Militärs mitgeholfen, die sich der Protestbewegung angeschlossen haben.

Söldner aus Tschad, Niger und Zimbabwe

Doch das Regime bleibt bei seiner harten Linie. Die Bürgerrechtlerin Souhayr Belhassem berichtet: "Es wurden Ortschaften mit Flugzeugen bombardiert, dort könnte es viele Todesopfer geben. Was uns auch beunruhigt ist, dass viele Söldner auf der Seite von Gaddafi kämpfen. Sie kommen aus dem Tschad, Niger und Zimbabwe. Auch ehemalige Gefolgsleute von Diktator Charles Taylor." Einer der Söhne von Staatschef Gaddhafi hat in der vergangenen Nacht in einer TV-Ansprache erklärt, sein Vater werde nie zurücktreten - und mit einem blutigen Bürgerkrieg mit tausenden Toten gedroht.