Tausende Demonstranten auf dem Grünen Platz

Libyen im Ausnahmezustand

Die Unruhen in Libyen weiten sich aus. Bei Protesten in der Hauptstadt Tripolis sollen nach Angaben aus Krankenhauskreisen in der Nacht und am Montag über 60 Menschen getötet worden sein. Im Laufe des Tages versammelten sich erneut tausende Menschen auf dem Grünen Platz im Zentrum der Stadt. Ein Regierungsgebäude steht in Flammen, das bestätigt auch Österreichs Botschafterin.

Mittagsjournal, 21.02.2011

Tote in Benghasi

In Benghasi hat es am Wochenende viele Tote gegeben. Über die Zahl gibt es nur Schätzungen. Hilfe haben die Aufständischen aber ausgerechnet von einer Sondereinheit der Armee bekommen, die in die Stadt geschickt wurde, um Ordnung zu schaffen. Anders sieht es in der Hauptstadt Tripoli aus, die Ghaddafi und sein Clan viel fester im Griff haben.

Proteste gewaltsam aufgelöst

In Tripoli gab es gestern den ersten größeren Protest auf dem zentralen Grünen Platz. Dieser wurde schließlich mit Tränengas und scharfer Munition aufgelöst. Ein Teilnehmer berichtet auf dem Fernsehkanal Al Jazeera: "Sie hatten Gewehre. Wir liefen davon, ein Mann wurde vor uns niedergeschossen. Es war ein Chaos." Ein andere Augenzeuge schildert seine Sicht der Dinge: "Es waren keine Soldaten, die Armee war gar nicht da. Ich habe viele afrikanische Söldner und Schläger gesehen, die die letzten Tage über eingeflogen wurden. Sie waren schwer bewaffnet. Einige, die vom GrünenPlatz zurückkamen sagten, es gab sehr viele Tote auf dem Platz."

"Wir geben Libyen nicht auf"

Nachdem sich die Demonstranten zurückgezogen hatten, füllten sich die Straßen am späten Abend mit Ghaddafi-Anhängern, die die ganze Nacht umhermarschierten und Regierungsparolen skandierten. Und spät in der Nacht trat dann Saif Ghaddafi, ein Sohn des Staatsführers, im Fernsehen auf. "Der Anführer Ghaddafi leitet den Kampf. Die Armee und Zehntausende sind bei ihm. Wir geben Libyen nicht auf. Wir kämpfen bis zum letzten Mann, zur letzten Frau und bis zum Ende unserer Kraft."

Ghaddafi-Sohn warnt vor Bürgerkrieg

Saif Ghaddafi machte Kräfte im Ausland für die Aufstände verantwortlich und warnte vor einem Bürgerkrieg oder einem neuen Kolonialismus durch den Westen. Er machte auch Versprechungen, ohne jedoch genauer darauf einzugehen. In der Vergangenheit gelang es dem Ghadafi-Clan immer wieder, die Bevölkerung mit sozialen Zuwendungen bei der Stange zu halten. Diesmal ist es nicht so sicher, ob ihm das gelingen wird.

Österreichs Botschafterin: Gebäude in Flammen

Auch heute ist es nicht leicht nach Libyen telefonisch durchzudringen. Österreichs Botschafterin schildert im Mittagsjournal ihre Eindrücke von den Demonstrationen und der Situation in Tripolis: Sie konnte am Vormittag einige Gebäude in Flammen sehen. Die Bevölkerung deckt sich mit Lebensmitteln ein. Keine Probleme gibt es derzeit zum Flughafen zu gelangen, der Flughafen selbst ist geöffnet.