Diplomaten verlangen Rücktritt

Ghaddafi: Skurriler Auftritt

In Libyen hält sich Diktator Muammar al Gaddhafi mit allen Mitteln an der Macht und lässt auf die eigene Bevölkerung schießen. Inzwischen kündigen ihm immer mehr Diplomaten die Gefolgschaft auf. Nach Gerüchten, er sei nach Venezuela geflohen, ließ sich Ghaddafi in der Nacht vor seiner Residenz in Tripolis filmen.

Morgenjournal, 22.02.2011

"Ich bin noch immer in Tripolis"

Ghaddafi ist für seine skurrilen Auftritte bekannt. Normalerweise liebt er es jedoch, lange Reden zu schwingen. Diesmal dauerte sein ganzer Auftritt nur knapp 20 Sekunden: "Ich wollte euch nur sagen, ich bin immer noch in Tripolis und nicht in Venezuela, wie die Bastarde sagen," so der libysche Staatschef. Es ist unklar, ob sich in der Nacht weitere Demonstranten auf die Straßen trauten. Die Telefonverbindungen nach Tripolis waren häufig unterbrochen, einige Bewohner betätigten jedoch, dass Sicherheitskräfte und ausländische Söldner auf alles schießen, was sich bewegt. "Meine Freundin ist 20 Jahre alt und war erst einen Monat verheiratet und sie haben ihren Mann erschossen. Auch den Sohn meiner Cousine. Er war erst 18, er hat vier Kugeln abbekommen. Wir wissen nicht mehr, was wir tun sollen", sagt eine Augenzeugin.

Exzessive Gewalt wird verurteilt

Auf den Dächern stehen Scharfschützen, Hubschrauber fliegen tief über die Stadt. Gestern warfen Flugzeuge sogar Bomben ab. Über Opferzahlen gibt es keinerlei glaubwürdige Angaben. Diese exzessive Gewalt gegen die Demonstranten wurde von vielen ausländischen Regierungschefs und von UNO Generalsekretär Ban Ki Mun verurteilt.

"Tyrann und Massenmörder"

Viele lybische Diplomaten stellen sich nun gegen Ghaddafi und verlangen, dass er abtritt und vor Gericht gestellt wird. Darunter auch der Botschafter in Washington. Ali Ajali: "Ich trete zurück. Ich vertrete die libyschen Bevölkerung, die Leute, die jetzt getötet werden. Die Regierung hat ganz schlecht auf die Demonstrationen reagiert und ich kann da nicht mehr mitmachen. Ich wünsche mir, falls irgendjemand noch die Kontrolle in Libyen hat, dass sie das Massaker stoppen. Die Berichte über die Luftangriffe hätten ihn zu diesem Schritt bewogen, sagt der Diplomat, der fast 40 Jahre im Dienst Ghaddafis war. Wie groß die Wut der Diplomaten ist, zeigt sich an ihrer Sprache. Sie nennen Ghaddafi nun einen Tyrannen, einen Massenmörder und eine Schlange, der man den Kopf abschlagen muss.