Machthaber äußert sich live im Fernsehen

Gaddafi: Todesstrafe für Protestteilnehmer

Libyens Machthaber Muammar al Gaddafi hat sich in einer Ansprache an sein Volk gewandt und erklärt, er wolle in seiner Funktion als "Revolutionsführer" weiterhin im Land bleiben. Gaddafi beschuldigte die Jugend für die Proteste, die das Geschehen in anderen arabischen Ländern kopierten.

Abendjournal 22.02.2011

Gaddafi im libyschen Staatsfernsehen

Es ist ein fast gespenstischer Auftritt von Muamar al Gaddafi im Libyschen Staatsfernsehen. Mit brüllender Stimme, immer wieder mit der Faust auf den Tisch schlagend malt er ein Bild eines revolutionären Libyens voll Ruhm in der ganzen Welt, ein Libyen, das zum Führer der afrikanischen und arabischen Welt auserkoren ist. Und er, Gaddafi sei der Revolutionsführer. Er werde nicht zurücktreten, er werde eher als Märtyrer sterben, brüllt Gaddafi.

"Unruhe vom Ausland gesteuert"

Es ist eine kleine Gruppe von jungen Libyern, die Drogen nehmen, die vom Ausland gesteuert werden, die nun Unruhe hereinbringen. Die Armee würde das Land nur gegen diese Jungen schützen. Unter den Toten der letzten Tage seien nur Soldaten und Polizisten gewesen.

Realitätsverlust

Diese Jungen seien Kakerlaken, so Gaddafi weiter, die Libyen in einen islamischen Staat umwandeln wollen. Fasst sie und stellt sie vor Gericht, brüllt Gaddafi seine Landsleute an. Gaddafi hat jeglichen Realitätssinn verloren, so die ersten Reaktionen auf die Rede Gaddafis.

Afrikanische Söldnertruppe

Sein TV-Auftritt kommt zu einem Zeitpunkt, wo es erste Meldungen gibt, dass im Osten Libyens Armeeeinheiten dem Staatschef ihre Loyalität aufgekündigt haben sollen. Die Hafenstadt Tobruk nahe der ägyptischen Grenze soll sich in der Hand der aufständischen Soldaten befinden. Aus Tripolis berichten Augenzeugen von afrikanischen Söldnertruppen auf den Straßen.

Staatsgemeinschaft alarmiert

Politische Beobachter schließen daraus, dass Gaddafi diese Söldner angeheuert hat, weil er sich nicht mehr auf alle Armeeeinheiten verlassen könne. Die internationale Staatengemeinschaft reagiert jedenfalls höchst alarmiert auf die Vorgänge in Libyen: die Arabische Liga hält gerade eine Dringlichkeitssitzung in Kairo, am Abend tritt der UN-Sicherheitsrat in New York zusammen.