Prognosen nach oben korrigiert
Steigende Rohstoffpreise: Einfluss auf Inflationsrate
Die Ölpreise sind in den letzten Tagen rapide gestiegen und auch die Rohstoffpreise haben zugelegt. Der Weizen-Preis hat sich seit Sommer letzten Jahres verdoppelt und das wichtige Industrie-Metall Kupfer ist so teuer wie noch nie. Aus diesen Gründen hat das Institut für Höhere Studien IHS jetzt seine Prognose für die Inflationsrate nach oben korrigiert.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 23.02.2011
Anstieg vor Monaten nicht vorhersehbar
Der Ölpreis der Sorte Brent ist gestern auf 108 Dollar pro Fass gestiegen. Heute liegt er bei etwa 106 Dollar. "Alle wichtigen Rohstoffpreise sind in relativ kurzer Zeit enorm angestiegen. Wir haben im Dezember, als wir diese Prognose gemacht haben, nicht geglaubt, dass das so weitergehen wird", sagt IHS-Chef Bernhard Felderer. Aus diesem Grund hat das IHS seine Inflationserwartungen deutlich nach oben geschraubt. Wenn der Ölpreis heuer noch weiter steigt und auch die Preise für Rohstoffe zulegen, könnte die Inflation, also die Teuerungsrate, in diesem Jahr bei 2,4 Prozent und im nächsten Jahr bei 2,5 Prozent liegen. Noch im Dezember war man von einer Inflationsrate von 2,0 Prozent in diesem und 1,8 Prozent im nächsten Jahr ausgegangen.
Höhere Wachstumsrate bei Wirtschaftswachstum
Auch wenn der Ölpreis nicht weiter steigt, sondern auf dem derzeit hohen Niveau bleibt, wird die Inflation steigen. Dass der Ölpreis sinkt, sei nicht zu erwarten, sagt Felderer. Die Inflation wird aber nicht nur von steigenden Rohstoffpreisen beeinflusst. Auch das Wirtschaftswachstum spielt eine Rolle. Derzeit erwartet das IHS für das heurige Jahr ein Wachstum von 2,1 Prozent. Felderer geht nicht davon aus, dass diese Prognose nach unten revidiert werden müsse: "Wenn wir eine Revision haben werden, dann nach oben. Die Auftragsbücher sind voll. Aus Deutschland und sogar Amerika kommen gute Nachrichten.", so der Experte.
Dilemma für Europäische Zentralbank
Die Inflation wird also in jedem Fall steigen, vielleicht sogar noch stärker als vom IHS angenommen. Felderer rechnet daher damit, dass die Europäische Zentralbank EZB die Leitzinsen gegen Ende des Jahres erhöhen wird. Denn die EZB hat ein Inflationsziel von maximal zwei Prozent. Zusätzlich könnte die EZB auch das Kreditvolumen beschränken. Das wären starke Signale an die Wirtschaft. Allerdings ist die Zentralbank in einem Dilemma, sagt Felderer: "Große Teile der Europäischen Union sind in einem relativ schwachen Wachstum und würden auf keinen Fall eine Zinserhöhung brauchen können. Aber ein anderer Teil – im Zentrum Deutschland - würde schon langsam das erste Zinssignal brauchen." Felderer rechnet damit, dass die EZB die Zinsen in jedem Fall erhöhen wird. Das würde zwar die derzeitige Wirtschaftserholung bremsen. Laut Felderer wird die EZB diese Gefahr aber in Kauf nehmen.