Wie sich Ägypten auf unsere Wirtschaft auswirkt
Unruhen machen Öl teuer
Die politischen Unruhen in Nordafrika verunsichern den Erdölmarkt. Ein Fass Rohöl kostet heute mehr als 103 Dollar, zu Jahresbeginn waren es noch 10 Dollar weniger. Diese Entwicklung kann langfristig die Erholung der Weltwirtschaft gefährden, sagen Experten, denn hohe Energiepreise treiben die Inflation und dämpfen das Wachstum.
27. April 2017, 15:40
Mittagsjournal, 07.02.2011
Ölpreis treibt Inflation an
Auch wenn es derzeit noch keine Produktionsausfällen oder Lieferschwierigkeiten gibt, lässt schon die Angst davor Öl teurer werden, und das zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt, erklärt Wirtschaftsforscher Ulrich Schuh vom Institut für Höhere Studien IHS: "Wenn sich der Ölpreis auf einem höheren Niveau einpendelt, dann wird auch die Inflation nach oben gehen. Das sehen wir bereits und das ist gerade jetzt in der Aufschwungphase nach der Wirtschaftskrise eine bedrohliche Entwicklung."
Was, wenn Unruhen überschwappen?
Derzeit ist der Ölpreis noch deutlich vom Höchstwert des Krisenjahres 2008 entfernt und die Wirtschaft habe sich auf höhere Energiepreise eingestellt, meint Wirtschaftsforscher Schuh. Gefährlich werde es, wenn der Ölpreis dauerhaft hoch bleibt. Das hätten die vergangenen Jahre immer wieder gezeigt, betont Schuh, auch wenn sich die Wirtschaft und die Konsumenten bereits auf höhere Energiepreise eingestellt haben.
Die weitere Entwicklung des Ölpreises hängt stark davon ab, ob sich die Unruhen von Tunesien und Ägypten auch auf anderen arabische Staaten wie Saudi-Arabien, Kuwait oder die Vereinigten Arabischen Emirate ausweiten, meint Hannes Loacker, Rohstoff-Analysten bei Raiffeisen International: "Dort wird ja viel mehr Öl produziert, dort liegen viel mehr Reserven."
Angst verteuert Öl
Doch die Gefahr eines Überspringens der Unruhen sei gering, meint der Analyst, denn in Saudi-Arabien oder Kuwait sei der Wohlstand größer und die Bevölkerung weniger unzufrieden. Der Ölpreis habe aber mehr mit Ängsten als mit realen Entwicklungen zu tun, erklärt Rohstoffexperte Hannes Loacker. Denn Sorgen führen stets dazu, dass der Preis nach oben springe. Wenn die Unruhen aber nicht überspringen, dann dürfte das Preisniveau bald wieder auf die ursprüngliche Höhe zurück kommen.
Kurze Atempause
Und das sollte bis Mitte des Jahres der Fall sein, hofft Wirtschaftsforscher Ulrich Schuh: "Wir haben noch eine gewisse Atempause, weil ja der Wechselkurs Entlastung bringt. Doch der Atem, den wir holen können, ist nur kurz." Man müsse davon ausgehen, dass die Inflationsrate bei Jahresende deutlich über zwei Prozent liegen werde und das sei ein Wert, der doch Anlass zu gewisser Sorge gebe. Und zwar nicht nur für Europa sondern für die Weltwirtschaft, sagt Wirtschaftsforscher Schuh.